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Durch das Lesen der Kursbewegung (Price Action) könne wir wissen, was der Markt gemacht hat und was er jetzt macht. Mit diesem Wissen ausgestattet, erhöhen sich unsere Chancen auf eine zutreffende Prognose, was der Markt machen wird. (Wenn Sie keine Ahnung haben, was Price Action ist, werfen Sie einen Blick in den Price Action Anleitung für Anfänger.
Wir werden hier auf Sie warten.) Die meisten Trader lernen das Lesen der Kursbewegung durch das Erlernen der Chartmuster in Barcharts (oder Balkencharts) und der Chartmuster von Candlesticks. Das Problem bei diesem Ansatz ist, dass wir uns auf Namen und Bezeichnungen fixieren und sie auf mechanische Weise interpretieren.
Folglich verpassen wir die reichhaltigen Einzelheiten, die das Lesen der Price Action zu unserer Marktanalyse beitragen kann. Daher möchte ich Sie mit dieser Anleitung in die mikroskopische Sicht von Kursstäben und Chartmustern der Kursbewegung einführen. Dies wird in Ihnen die Fähigkeit zum Lesen der Price Action tief verwurzeln, anstatt jede Menge an kunstvollen Fachausdrücken zu wiederholen.
Inhaltsverzeichnis
Ein Kursstab
Ein Kursstab (bar) ist eine visuelle Darstellung von Kursdaten in einer gegebenen Zeiteinheit. Geläufige Zeiteinheiten sind 5-Minuten, 30-Minuten, 1-Stunde, Tag und Woche. In dieser Anleitung, in der es um das Lesen der Kursbewegung geht, benutzen wir eine bestimmte Art von Kursstab, den man Candlestick (Kerze) nennt. Wir werden Stäbe (oder Bars oder Balken) und Candlesticks (Kerzen) abwechselnd erwähnen. Wir brauchen vier Kursinformationen, um einen Kursstab zu zeichnen:
- Eröffnung (O = Open)
- Hoch (H = High)
- Tief (L = Low)
- Schlusskurs (C = Close)
Kursstäbe mit diesen grundlegenden Kursdaten (OHLC) graphisch darzustellen, ist eine einfache Sache.
Merken Sie sich folgendes:
Wenn ein Kursstab über der Eröffnung schließt, wird die Differenz grün dargestellt. Wenn ein Kursstab unter der Eröffnung schließt, wird die Differenz rot dargestellt. Dieser unterschiedlich gefärbte Körper stellt den einzigen Unterschied dar zwischen dem herkömmlichen Kursstab des Barcharts (auch Balken- oder Stabchart) und einem Candlestick (Kerze) des Candlestickcharts (auch Kerzenchart).
Diese Candlesticks sind mehr als nur hübsche Zusammenfassungen von Eröffnung, Hoch, Tief und Schlusskurs (OHLC = Open, High, Low, Close). Sobald der Kursbalken (auch Kursbar) vollendet ist, bietet er uns vier weitere Informationen, die von entscheidender Bedeutung für das Lesen der Price Action sind:
- Kursspanne (Range)
- Körper (Body)
- Oberer Schatten (auch Docht)
- Unterer Schatten (auch Lunte)
Kursspanne
Die Kursspanne bezieht sich auf den Weg des Marktes innerhalb der Zeiteinheit, die wir betrachten. Sie zeigt uns, wie volatil der Markt ist. Märkte ohne Spannung bewegen sich kaum und umfassen ein geringes Ausmaß pro Zeiteinheit. Aktive Märkte bewegen sich über eine größere Strecke. Indem wir die Kursspanne einer Kerze erfassen, können wir einschätzen, wie volatil der Markt ist. Schläft der Markt oder läuft er Amok? Der Kursstab wird uns Auskunft darüber geben.
Körper
Die Kursspanne der Kerze zeigt uns, wo der Markt gekämpft hat. Deren Körper zeigt uns, wo der Markt gesiegt hat. Er zeigt die Stärke einer Kerze. Die Stärke ist entweder bullisch oder bärisch. Wenn die Kerze über ihrer Eröffnung schließt, hat sich der Markt nach oben bewegt, wobei es keine Rolle spielt, was dazwischen geschehen ist. Die Kerze ist bullisch. Das Gegenteil trifft zu, wenn die Kerze unter der Eröffnung schließt. Außerdem veranschaulicht die Größe bzw. Abmessung der Kerze das Ausmaß der Stärke des Marktes. Die folgende graphische Darstellung zeigt zwei extreme Candlesticks.
Der Candlestickkörper auf der linken Seite nimmt die gesamte Kursspanne der Kerze ein und stellt somit die stärkste Form der Schubkraft nach oben dar. Der Candlestick auf der rechten Seite weist hingegen nicht einmal einen Körper auf. In diesem Fall ist der Markt unentschlossen. In der Fachsprache bezeichnet man den linken Candlestick als Marubozu und den rechten als Doji.
Allerdings sprechen wir hier nicht über die Bezeichnungen, denn diese sind in diesem Zusammenhang unwichtig. Wichtig ist, dass wir aufgrund der Betrachtung des Kerzenkörpers (Candlestick body) in der Lage sind, folgende Fragen zu beantworten:
- Hat sich der Markt nach oben oder nach unten bewegt?
- Wie stark war die Kursbewegung?
Der obere Schatten
Sobald wir verstanden haben, was die Kursspanne und der Körper jeder Kerze bedeutet, sind wir in der Lage einzuschätzen, was der obere Schatten aussagt. Der obere Schatten gibt den Bereich an, bis zu dem der Markt gestiegen ist (als Teil der Kursspanne), wobei er aber nicht imstande war zu siegen (als Teil seines Körpers). Der Markt war also nicht in der Lage, diesen Bereich zu erobern, weil er auf motivierte Verkäufer getroffen ist, die aggressiver vorgingen als die Käufer des Marktes. Demzufolge weist der obere Schatten auf Verkaufsdruck hin. Je länger dieser Schatten ist, desto mehr Verkaufskraft drückt der Kursstab aus.
Der untere Schatten
Das gleiche Prinzip können Sie auf den unteren Schatten anwenden. Je länger der untere Schatten ist, desto größer ist der Kaufdruck.
Zwei Kursstäbe
Wenn wir unsere Betrachtung auf zwei Kursstäbe ausdehnen, haben wir zwei wichtige Ecksteine in das Lesen von Price Action einbezogen: Kontext und Testen.
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Der Kontext der Price Action
Beim Trading funktioniert nichts getrennt vom Kontext, d.h. alles funktioniert nur im Zusammenhang des Kursverlaufs. Der Kontext ist also von allergrößter Bedeutung. Das gleiche gilt für das Lesen der Price Action. Bei zwei Kursstäben erhalten wir den Kontext für den zweiten Kursstab. Der erste Kursstab liefert eine Bezugsgröße, die uns beim Lesen der Kursbewegung behilflich ist. Wir wissen also, dass die Kursspanne, der Körper und die Schatten eines Candlestick nützliche Informationen bereitstellen. Beispielsweise weist eine Kerze mit großer Kursspanne auf hohe Volatilität hin. Aber was versteht man unter „groß“. Das ist eine schwierige Frage.
Indem wir die vorherige Kerze heranziehen, können wir zu einer annehmbaren Antwort gelangen. Zumindest können wir die Kerzen mit größerer Kursspanne hervorheben und zwar „größer“ im Vergleich zur vorhergehenden Kerze. Dadurch wird es nun anschaulicher, wenn wir über die Kursbewegung sprechen.

Im obigen Chart haben wir eine Kombination von zwei beliebigen Kerzen ausgewählt, um zu erklären, wie sich der Markt im Zusammenhang mit der ersten Kerze entwickelte.
- Die Volatilität ist gesunken, weil sich die Kursspanne der Kerze verkleinert hat.
- Der Verkaufsdruck hat zugenommen, weil der obere Schatten länger geworden ist.
- Der Markt ist zunehmend volatiler geworden, als er abwärts drehte.
Test der Kursebenen
Das Prinzip des Testens bezieht sich darauf, dass sich die Kurse auf eine Kursebene zubewegen, um zu „testen“, ob die jeweilige Kursebene die Vorstöße des Marktes zurückweist. Das Hoch und Tief jeder Kerze stellen natürliche Unterstützungs- und Widerstandslevels dar. Der Test dieser Levels (Ebenen) zeigt die Unterströmungen des Marktes und ist entscheidend beim Lesen der Kursbewegung.

Dies ist der selbe Chart wie der vorherige. Aber hier haben wir uns auf das Testen der Hochs und Tiefs der Kerzen konzentriert, um herauszufinden, was uns das über die Kurstätigkeit sagt.
- Die zweite Kerze testete das Hoch der ersten Kerze, wurde jedoch zurückgewiesen (bärisch).
- Die zweite Kerze testete das Tief der ersten Kerze und fiel durch (bärisch).
- Die zweite Kerze testete das Tief der erste Kerze, wurde jedoch zurückgewiesen (bullisch).
Durch die Kombination von zwei Kerzen kann man den Kontext jeder Kerze erkennen, wodurch es möglich wird, eine viel tiefere Betrachtung bei unserer Analyse der Price Action anzustellen.
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Drei Kursstäbe
Aufgrund des klaren Lesens der Kurstätigkeit von zwei Kerzen können wir Erwartungen bezüglich des Marktes ausbilden. Wir können erwarten, dass die Kurstätigkeit der dritten Kerze eine bestimmte Richtung nehmen wird. Die Bestätigung oder Enttäuschung unserer Erwartungen offenbart mehr über den Markt und bereichert unsere Price Action Analyse. Um Erwartungen auszubilden, müssen wir eine ganz einfache Hypothese darüber entwickeln, wie sich der Markt verhalten sollte. Im Grunde besitzt der Markt Beharrungsvermögen. Wenn ein Markt bullisch ist, sollte er bullisch bleiben. Und wenn ein Markt bärisch ist, sollte er bärisch bleiben. Wenn dies nicht eintritt, müssen wir eine mögliche Veränderung der Marktrichtung in Erwägung ziehen. Bedenken Sie, dass wir hier nur drei Kerzen betrachten. Dies bedeutet, dass wir uns auf sehr kurzfristige Erwartungen und Auswirkungen beziehen.

In diesem Chart haben wir beliebige Kombinationen von drei Kerzen ausgewählt. Mit den ersten beiden Kerzen bilden wir entweder bullische oder bärische Erwartungen aus. Anschließend zeigte uns die dritte Kerze, ob der Markt unsere Erwartung erfüllt hat.
- Die ersten beiden Kerzen haben sich mit ziemlicher Stärke nach unten bewegt (Größe des Kerzenkörpers). Außerdem fiel die zweite Kerze unter das Tief der ersten Kerze, ohne viel Widerstand zu erfahren. Daher erwarteten wir, dass die dritte Kerze einen bärischen Verlauf nehmen würde. Schließlich hat die dritte Kerze versucht, über das Hoch der vorherigen Kerze zu steigen, scheiterte aber dabei.
- Die ersten beiden Kerzen stellten das genaue Gegenteil gegenüber dem ersten Beispiel dar. Sie ließen in uns bullische Erwartungen entstehen. Aber die dritte Kerze wurde zurückgewiesen durch das Hoch der vorhergehenden Kerze und zeigte damit zunehmenden Verkaufsdruck – ein bärisches Setup.
- Die zweite Kerze war ganz klar bärisch. Daher erwarteten wir, dass die Kurse weiter fallen. Stattdessen war die dritte Kerze bullisch. Als unsere bärischen Erwartungen zunichte gemacht wurden, stiegen die Kurse nach oben.
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Das Lesen der Kursbewegung (Price Action)
Unser Analysevorgang über drei Kerzen hat uns die grundlegenden Prinzipien zum Lesen der Kursbewegung vor Augen geführt. Wenn Sie sich erst einmal mit diesem Ansatz zum Lesen der Price Action vertraut gemacht haben, brauchen Sie keine Namen und Bezeichnungen mehr, mit der Ausnahme, dass sie diese für die Erleichterung der Kommunikation mit anderen Tradern benötigen. Um den praktischen Wert der Kenntnisse zu belegen, die Sie in dieser Anleitung erworben haben, werden wir uns im folgenden zwei Beispiele vornehmen:
Chartmuster „Morning Star“

Dieser Chart zeigt im unteren Teil das Chartmuster „Morning Star“. Was ist ein „Morning Star“? Das tut nichts zur Sache.
- Ein langer unterer Schatten beinhaltet Kaufdruck.
- Die Volatilität nimmt ab bei geringem Verkaufsdruck. Obwohl diese beiden Kerzen keinen deutlichen Hinweis auf die Kursrichtung gaben, setzten wir aufgrund des langen oberen Schattens auf eine Abwärtsbewegung.
- Aber anstatt zu fallen, stiegen die Kurse rasant nach oben. Dieses Versagen der bärischen Erwartungen stellt ein bullisches Setup dar.
Dieses Chartmuster mit drei Kerzen nennen Candlestick-Trader „Morning Star“.
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Pin Bar

Dieser Chart zeigt das bekannte Chartmuster Pin Bar.
- Die erste Kerze war eine nette bulllische Kerze.
- Die zweite Kerze war eine stark bärische Kerze, die bei zunehmender Volatilität unter die vorgehende Kerze fiel. Natürlich haben wir erwartet, dass die nächste Kerze einen bärischen Weg einschlagt.
- Nachdem jedoch das Tief der zweiten Kerze getestet worden war, setzte sich Kaufdruck durch und verhinderte, dass die Kurse noch mehr fielen. Dieser unerwartete bullische Umschwung stellt ein bullisches Setup dar (Pin Bar).
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Eine Rose würde ebenso lieblich duften, auch wenn man ihr einen anderen Namen gäbe
Eine nicht ganz passende Shakespeare Quelle fasst die Grundidee für das Lesen der Price Action zusammen. Kursbewegungen zu lesen, hat nichts mit dem Suchen nach Pin Bars, Outside Bars, Engulfing-Chartmustern oder anderen Bezeichnungen zu tun. Es handelt sich vielmehr darum, die sich entwickelnden Kerzen zu beobachten und zu verstehen, was der Markt getan hat und tun wird. Sobald sie das Lesen von Kursbewegungen beherrschen, können Sie Setups genau bestimmen, ohne auf Dutzende von Bezeichnungen angewiesen zu sein. Erlernen Sie, einen Tradinginstinkt wie ein Samurai zu entwickeln.
Aber zum Traden von Kursbewegungen genügt es nicht, Price Action lesen zu können.
Es ist zwar ein entscheidender Schritt, den viele Trader versäumen, aber er ist noch nicht vollständig. Der nächste Schritt besteht darin, kurzfristige Price Action mit langfristiger Unterstützung und Widerstand und der Marktstruktur zu kombinieren. „Schreite voran und siege!“
- Trading mit Unterstützung und Widerstand
- Trading mit Kurskanälen (Price Channels)
- Trading mit Marktstrukturen
Dieser Artikel wurde im Original von Galen Woods auf seiner Webseite veröffentlich: Beginner’s Guide to reading Price Action
Deutsche Übersetzung von Karsten Kagels und Gaby Boutaud