Optionsscheinrechner kurz erklärt in 30 Sekunden
- Optionsscheinrechner bieten einen hilfreichen Überblick zur Optionsscheinentwicklung bei unterschiedlichen Szenarien der zugrunde liegenden Basiswerte.
- Aufgrund der Komplexität von Optionsscheinen sind Optionsscheinrechner für den verantwortungsbewussten Anleger nicht wegzudenken. Zurückgreifen kann der Anleger hierbei auf Optionsscheinrechner von Finanzportalen sowie auch direkt von Emittenten.
Was ist ein Optionsscheinrechner?
Ein Optionsscheinrechner stellt ein unverzichtbares Tool dar, um die zukünftige Entwicklung einer Optionsscheinanlage berechnen (simulieren) zu können. Ein Optionsscheinrechner bietet die Möglichkeit, bestimmte Parameter des Basiswertes und anderer Optionsscheineigenschaften fiktiv zu ändern. Dadurch können Sie einschätzen, welche Chancen und Risiken bei einer Anlage im Optionsschein bestehen.
Auf Internetseiten von einigen Banken (leider wurden noch keine Apps dazu gefunden) wird der Optionsscheinrechner dem Anleger zur Verfügung gestellt. Auf einige Anbieter werden wir weiter unten im Artikel näher eingehen.
Warum sollte ich einen Optionsscheinrechner benutzen?
So mancher Anleger fragt sich: Warum soll ich mich überhaupt erst bemühen und einen Optionsscheinrechner benutzen? Im Grunde geht eine Anlage in Optionsscheinen doch auch ohne Optionsscheinrechner! Die Antwort auf diese Frage ist recht simpel: aus Verantwortung gegenüber dem eigenen Depot!
Mit einem Optionsscheinrechner lassen sich komplexe Zusammenhänge der Optionsscheinpreisänderung bei Bewegung des dazugehörigen Basiswertes in der Zukunft berechnen. Ein Optionsscheinrechner sollte hinzugezogen werden, da solche Berechnungen manuell recht schwierig zu bewerkstelligen sind. Mit dem Rechner können Szenarien auf einfache Art abgebildet werden, welche die Risikoabschätzung einer Optionsscheinanlage ermöglichen.
Ein Anleger kann durch Kenntnis dieser Entwicklungsmöglichkeiten seine persönliche Strategie beim Einsatz von Optionsscheinen verfeinern.
Wo finde ich einen Optionsscheinrechner?
Einen Optionsscheinrechner finden Sie am einfachsten über eine Recherche im Internet. Das Angebot wird jedoch immer dürftiger, da die Optionsscheinrechner einiger Emittenten nicht mehr verfügbar sind. Daher beschränken wir uns im weiteren Verlauf auf diese Anbieter:
- Societe Generale,
- Onvista
- Börse Frankfurt
Weitere Optionsscheinrechner sind beim S-Broker, sowie bei SmartTrade (ttm zero) zu finden.
Gibt es Optionsscheinrechner auch als App?
Leider konnte ich in den jeweiligen App-Stores noch keine Software-Lösungen finden. Auch mein Versuch, den Optionsscheinrechner per Smartphone auf der Website des Anbieters zu finden, blieb ohne Erfolg.
Informationen über Neuerungen nehme ich gern entgegen!
Optionsscheinrechner selbst programmieren: Ist das möglich?
Einen Optionsscheinrechner selbst erstellen (beispielsweise in Excel) ist vom Prinzip her natürlich möglich. Die Komplexität der Formeln stellt jedoch eine gewisse Hürde dar. Das Programmieren sollte für ein mathematisches Genie durchaus machbar sein, der Hobbymathematiker könnte aber gelegentlich scheitern.
Auf der folgenden Seite ist das Black & Scholes-Modell dargestellt – ein Modell für die Berechnung des fairen Preises einer Option. Wie ersichtlich, handelt es sich um eine sehr komplexe Formel!
Formel zur Berechnung des fairen Wertes eines Optionsscheines
Die Anbieter von Optionsscheinrechnern im Internet
Wer bietet einen Optionsscheinrechner an?
Börsen, Börsenportale sowie Emittenten sollten betrachtet werden, um einen Optionsscheinrechner zu dem gewählten Optionsschein finden zu können. Die Optionsscheinrechner unterscheiden sich teilweise im Aufbau, sind inhaltlich aber nahezu immer gleich. Als Anbieter können Onvista, S-Broker, Société Générale und die Börse Frankfurt genannt werden. Diese Aufzählung ist keinesfalls vollständig, weitere Anbieter wie zum Beispiel die EUREX (vorzugsweise für Optionen) können durchaus einen Optionsscheinrechner in ihrer Angebotspalette bereithalten.
Was kostet mich der Gebrauch?
Bei der Verwendung eines Optionsscheinrechners muss man sich keine Gedanken über Gebühren machen. Die nachfolgend beschriebenen, webbasierten Optionsscheinrechner sind alle kostenfrei.
Wie finde ich „meinen“ Optionsscheinrechner beim jeweiligen Anbieter?
Es ist nicht immer einfach, einen Optionsscheinrechner zu finden. Teilweise sucht man vergebens, da der entsprechende Optionsschein-Anbieter gar nicht über einen eigenen Optionsscheinrechner verfügt.
Die Schritte vom Finden eines Optionsscheinrechners “unserer” drei Anbieter bis zu dessen Anwendung sind in den folgenden Abschnitten aufgeführt.
Optionsscheinrechner der Societe Generale
Begeben Sie sich zunächst auf die Website der Societe Generale. Führen Sie nun die folgenden vier Schritte aus:
- klicken Sie oben auf den Reiter „Produkte“
- wählen Sie links den Produkttyp „Optionsscheine“ aus
- suchen Sie Ihren Optionsschein aus und öffnen Sie seine Unterseite mit einem Klick auf die nun graue Fläche in der Tabelle
- scrollen Sie nach unten und klicken Sie den roten Text „Optionsscheinrechner“ rechts unten unter „Kennzahlen“ an
Im nachstehendem Bild ist die Position des Optionsscheinrechners aufgeführt (klicken Sie zum Vergrößern auf das Bild, Abb. 1).
Mit dem Anklicken des roten Textes öffnet sich das zweite Bild (siehe Abb. 2). Hier können Sie die folgenden Parameter beliebig anpassen:
- Preis des Basiswertes
- Datum
- Volatilität
- Zins
Optionsscheinrechner von Onvista
Den Optionsscheinrechner von Onvista finden Sie über zwei Wege, abhängig davon, ob die Informationen zum gesuchten Optionsschein bekannt sind. Begeben Sie sich zuerst auf die Internetseite von Onvista.
Weg 1 (Informationen zum Optionsschein sind bekannt): Klicken Sie auf “Derivate” und suchen dort den Optionsscheinrechner (siehe Abb. 3).
Weg 2 (Informationen zum Optionsschein sind unbekannt oder unvollständig): Folgen Sie diesen drei Schritten, um den Optionsscheinrechner nach erfolgreicher Öffnung obiger Website zu starten.
- Optionsschein suchen
- Optionsschein durch Anklicken öffnen
- links unten Optionsscheinrechner starten
Wurde der Optionsscheinrechner über einen dieser beiden Wege gestartet, so können Sie die folgenden Parameter wie in Abb. 4 dargestellt anpassen:
- Kurs Basiswert
- Zinssatz
- Wechselkurs
- Berechnungstag
Optionsscheinrechner der Börse Frankfurt
Der Optionsscheinrechner der Börse Frankfurt ist etwas „versteckt“. Sie finden ihn auf der Zertifikateseite der Börse Frankfurt, indem Sie die folgenden Punkte nacheinander abarbeiten:
- Suchen + Finden (oben links)
- Klassische Suche (anklicken)
- Hebelprodukte ohne Knock-Out-Optionsscheine (unten links in der Tabelle)
- den konkreten Optionsschein suchen und dessen WKN in der Tabellenzeile anklicken
- scrollen Sie unter das Diagramm (ähnlich wie in Abb. 5) und den Kursinformationen bis zum Derivaterechner
- klicken Sie auf den blauen Button „zum Detailrechner“ (unten mittig, siehe Abb. 5)
Nach dem Öffnen des Detailrechners (bzw. Derivaterechners) können Sie die folgenden Parameter in vier Szenarien ändern:
- Kurs Basiswert
- Volatilität
- Dividenden
- Zinsniveau
- Wechselkurs
- Zeitpunkt
Die folgende Grafik zeigt den Derivaterechner der Börse Frankfurt (siehe Abb. 6).
Was sind die Vorteile und Nachteile dieser Optionsscheinrechner?
Die Vorteile der drei aufgeführten Optionsscheinrechner bestehen ganz klar in der einfachen Anwendung. Dank ihnen können die komplizierten Formeln zu den Optionsscheinkomponenten fehlerfrei ermittelt werden.
Das Angebot von Onvista sticht etwas heraus, da man den Optionsscheinrechner schnell finden und öffnen kann. Auf der anderen Seite liegt hier keine Emittentenbeschränkung vor.
Die allgemeinen Nachteile von Optionsscheinrechnern könnte man in dem „schön rechnen von Ergebnissen“ sehen. Dies geschieht beispielsweise, indem man unrealistische Eingaben tätigt. Hierzu zählen unter anderem Erwartungen zur Kursentwicklung des Basiswertes, welche weit über der normalen Schwankungsbreite des Basiswertkurses liegen.
Wie benutze ich einen Optionsscheinrechner?
In diesem Abschnitt widmen wir uns der praktischen Anwendung eines Optionsscheinrechners. Von den Voraussetzungen bis zur endgültigen Anwendung bleibt keine Frage offen.
Was ist das Ziel bei der Anwendung des Optionsscheinrechners?
Unser Primärziel beim Anwenden eines Optionsscheinrechners liegt darin, die Gewinnmöglichkeiten unseres Optionsscheines bei Veränderung der Grundparameter (Kurs des Basiswertes, Restlaufzeit, Volatilität) zu erfahren. Natürlich kommen dabei zugleich die Risiken zum Vorschein!
Was wird benötigt um den Optionsscheinrechner anwenden zu können?
Idealerweise besteht Ihre hardwaremäßige Ausstattung aus Laptop oder PC und einer stabilen Internetverbindung. Eine Möglichkeit zur Nutzung von Optionsscheinrechnern per Smartphone-App konnte bisher leider nicht gefunden werden. Ein weiterer Baustein ist die Suche nach den erforderlichen Informationen. Hierzu zählen unter anderem der passende Basiswert und der dazugehörige Optionsschein. Um eine Tradeidee auf einen Basiswert per Optionsschein umzusetzen, geben Sie die Eckdaten – wie beispielsweise die Aktie und den Basispreis – in die Filter des Optionsscheinrechners ein.
Eine Strategie ist unerlässlich!
Doch was mache ich nun mit dem vorhandenen Optionsschein auf einen bestimmten Basiswert? Einfach kaufen und abwarten?
Ich kann aus persönlicher Erfahrung berichten, dass diese „Strategie“ eine die schlechtesten Varianten überhaupt darstellt. Vielmehr sollte im Vorfeld geklärt werden, welche Gewinnmöglichkeiten und Risiken mit dem gewählten Optionsschein bestehen.
Weitere Vorüberlegungen zum Gebrauch eines Optionsscheinrechners
Bevor Sie sich dem Einsatz des Optionsscheinrechners widmen, sollten Sie sich Gedanken darüber machen, welche Parameter des Optionsscheines Sie verändern wollen. Möchten Sie untersuchen, was bei einer angepassten Volatilität geschieht, oder ob sich der Kurs Ihres Basiswertes in die erwartete Richtung bewegt?
Stellen Sie zudem sicher, dass Sie den anvisierten Gewinn genau definieren!
Brokervergleich
Das große Praxisbeispiel
Natürlich darf ein Praxisbeispiel in einem Artikel über das Thema Optionsscheinrechner nicht fehlen. Für den interessierten Leser soll der Gebrauch und die Möglichkeiten eines Optionsscheinrechners hier am Beispiel der Société Générale aufgezeigt werden. Doch zu Beginn noch ein kleiner Exkurs in die Welt der Optionsscheine.
Kleiner Exkurs zu Optionsscheinen gefällig?
Werfen wir einen kurzen Blick in die Gattung der Optionsscheine, welche bekanntlich zu den Hebelprodukten gehören. Dies ist besonders wichtig, wenn wir in die Details von Optionsscheinrechnern einsteigen werden. Die Bestandteile eines Optionsscheines sind der innere Wert sowie der Zeitwert.
Der innere Wert eines Optionsscheines
Der einfachste Teil des Optionsscheinpreises ist der innere Wert. Dieser wird wie folgt berechnet:
- steigende Kurse des Basiswertes: Innerer Wert = Kurs des Basiswertes – Basispreis des Optionsscheines
- fallende Kurse des Basiswertes: Innerer Wert = Basispreis des Optionsscheines – Kurs des Basiswertes
Dieser recht einfach zu berechnende Wert stellt wie erwähnt den einfacheren Teil des Optionsscheinpreises dar.
Der Zeitwert eines Optionsscheines
Viel schwieriger zu beurteilen bzw. zu berechnen ist der Zeitwert. Dieser berechnet sich nach folgender Formel.
Zeitwert = Preis des Optionsscheines – innerer Wert
Dieser Zeitwert setzt sich u. a. aus der Volatilität und den sogenannten „Griechen“ zusammen. Doch was wollen ausgerechnet die Griechen bei der Optionsscheinberechnung? Dieses Rätsel lässt sich ganz einfach lösen, wenn man weiß, dass die Formeln zur Berechnung von Optionsscheinen griechische Buchstaben verwenden.
Die Griechen als Berechnungsgrundlage von Optionsscheinen
Es müssen die folgenden Komponenten bekannt sein, um den Zeitwert eines Optionsscheines zu beschreiben – es folgt eine Auswahl der wichtigsten Kennziffern:
- Delta: Veränderung des Optionsscheinpreises, wenn sich der Basiswert um eine Einheit bewegt
- Omega: Präzisieren des Deltas um den Hebel
- Theta: Zeitwertverlust des Optionsscheines während der Laufzeit
- Vega: Volatilitätseinwirkung
Diese Kennziffern nennt man die Griechen. Sie sind besonders interessant, wenn man schnell eine grobe Berechnung der zukünftigen Entwicklung von Optionsscheinen durchführen möchte.
Nimmt man ein Delta von 0,50 bei einem Bezugsverhältnis von 1, so kann man sehr gut nachvollziehen, wie der Optionsschein bei einer Veränderung des Aktienpreises von 1 Euro um 0,50 Euro steigt oder fällt.
Ähnlich verhält es sich mit dem Omega. Sucht man sich einen Wert mit einem Omega von 50, so könnte man sehr grob gerechnet davon ausgehen, dass bei Basiswertänderung (z. B. Aktie) von 1 Prozent eine Veränderung im Optionsschein von 50 Prozent stattfindet. Demzufolge würde grob gerechnet eine Veränderung im Basiswert von 10 Prozent eine Verdopplung bei einem Omega von 10 darstellen.
Diese Berechnungen können zu einer groben Chanceneinschätzung herangezogen werden. Leider verändern sich die Werte der Griechen mit jeder Änderung des zum Optionsschein dazugehörigen Basiswertes. Anbieter stellen ihren Anlegern von Optionsscheinen einen Optionsscheinrechner bereit, um ihnen den Komfort der automatischen Berechnung des Optionsscheinpreises bei Veränderung des Basiswertes zu ermöglichen. Somit entfällt für den Anleger die doch recht umfangreiche Analyse und Berechnung der Optionsschein-Komponenten.
Der innere Wert des Optionsscheins zur Abschätzung der Preisentwicklung
Weitere manuelle Berechnungsvarianten könnten bei Verwendung des inneren Wertes angewandt werden.
Dazu sollte man wissen, dass Optionsscheine „Im Geld“, „Am Geld“ und „Aus dem Geld“ notieren können.
- Im Geld bedeutet: Der Optionsschein hat einen inneren Wert.
- Am Geld bedeutet: Der Optionsschein noch keinen inneren Wert, steht aber kurz davor einen inneren Wert zu generieren.
- Aus dem Geld bedeutet: Der Optionsschein hat keinen inneren Wert.
Details dazu finden Sie unter anderem in meinem Artikel über Hebelprodukte.
Doch inwiefern hilft uns diese Einteilung zur Berechnung? Machen Sie sich bewusst, dass der innere Wert eines Optionsscheines 1:1 mit dem Basiswert korreliert (bereinigt um das Bezugsverhältnis).
Baut man seine Erwartungen für die Optionsscheinentwicklung auf diese Basis (also nur auf den inneren Wert des Optionsscheines) auf, so kann man unter Vernachlässigung des Zeitwertes eine grobe Zielpreiserwartung des Optionsscheins durchführen.
Hierzu sei ein Beispiel aufgeführt:
Ein Optionsschein auf steigende Kurse einer Aktie mit Kurs 50 Euro und Basispreis 40 hat bei einem Bezugsverhältnis von 0,10 einen inneren Wert von 1,00. Daraus lässt sich ableiten, dass sich der Optionsschein bei einem Aktienkurs von 60 Euro auf 2,00 ((Aktienkurs – Basispreis) / Bezugsverhältnis))) verdoppelt hat. Die Aktie muss hierzu um 20 Prozent ansteigen.
Beachten Sie jedoch, dass sich diese Berechnungsweise nur zum Abschätzen des zukünftigen Optionsscheinpreises von Optionsscheinen eignet, die sich weit im Geld befinden und demzufolge über einen niedrigen Zeitwert verfügen.
Damit kehren wir zum Grundanliegen dieses Artikels zurück, denn nur ein Optionsscheinrechner liefert weitestgehend genaue Berechnungen des Optionsscheinpreises!
Der Optionsscheinrechner der Societe Generale in der Anwendung
Aller Anfang ist schwer, auch bei der Optionsscheinsuche. Denn unser Optionsscheinrechner kann erst dann zum Einsatz kommen, sobald der passende Schein gefunden ist.
Da wir den Optionsscheinrechner der Société Générale einzusetzen gewillt sind, suchen wir idealerweise auch bei der Société Générale unseren Optionsschein aus (siehe Abb. 7).
Internetpräsenz: https://www.sg-zertifikate.de
Anmerkung: Anbieter von Optionsscheinrechnern, welche nicht von einem Emittenten bereitgestellt werden (z.B. OnVista), akzeptieren die ganze Palette von Optionsscheinen jeglicher Emittenten.
Der Optionsschein für unser Beispiel hat folgende Eckdaten (siehe Abb. 8):
- Basiswert: BASF AG, aktueller Kurs am 11.07.2022: ca. 41,50 €
- Optionsscheintyp: Call (auf steigende Kurse wird spekuliert)
- Bezugsverhältnis: 10:1 (10 Optionsscheine stellen 1 Aktie dar)
- Basispreis: 42 Euro
- Laufzeit: März 2023
Was fällt uns auf, wenn wir die Kennzahlen betrachten?
Wir finden ein Delta von 0,559 vor. Das bedeutet, dass sich der gewählte Optionsschein um 0,0559 Cent bewegt, falls sich der Basiswert um 1 Euro verändert. Warum nur 0,0559 Cent? Dies resultiert aus dem Bezugsverhältnis von 10:1! Jetzt wissen wir schon im Vorfeld, dass keine Mega-Reaktion beim Optionsschein stattfinden wird, falls sich die BASF-Aktie bewegen sollte.
Das Omega beträgt 4,14. Diese Kennzahl verrät uns, dass der Optionsschein eine 4,14 % Bewegung vollzieht, falls sich die Aktie um 1 % verändert. Daraus folgend müsste die Aktie der BASF AG um 24 % auf 51,46 € ansteigen, um mit dem Optionsschein 100 % Gewinn zu generieren.
Doch nun zur Praxis. Geöffnet präsentiert sich uns der Optionsscheinrechner wie in der Abb. 9 dargestellt.
In der oberen Zeile sind Produktname, Wertpapierkennnummer und der Basiswert zu sehen. Darunter sehen wir den aktuellen Preis des Basiswertes sowie die Ankaufspreise und Verkaufspreise unseres Optionsscheines. In der dritten Zeile finden wir den Optionsscheintyp (Call/Short), den Basispreis, das Laufzeitende, das Bezugsverhältnis sowie den Optionstyp vor.
Der für uns interessanteste Teil des Optionsscheinrechners besteht in der Tabelle der Simulation zur zukünftigen Entwicklung. Diese Tabelle besteht aus der Spalte mit den Originalwerten und der Simulationsspalte daneben.
Anschließend finden wir die Komponenten, welche wir zum Simulationszweck verändern können:
- Preis des Basiswertes
- Datum
- implizite Volatilität
- risikofreier Zins
Die veränderbaren Komponenten des Optionsscheinrechners der Societe Generale
Optionsscheinrechner-Komponente “Preis des Basiswertes”
Wollen wir in Erfahrung bringen, wie groß der Verlust oder Gewinn des Optionsscheines bei Veränderung des Basiswertes ist, so muss hier nur der Zielkurs des Basiswertes eingegeben werden. Der Optionsscheinpreis wird dementsprechend in der nebenstehenden Spalte „Simuliert“ angezeigt.
Hier kommen die schon erwähnten Griechen, Delta und Omega zum Einsatz. Haben wir einen Optionsschein mit einem sehr kleinen Delta vorliegen, so wird er sich bei einer geringen Veränderung des Basiswertes auch nur sehr gering bewegen. Kommen noch Handelsgebühren von Brokern hinzu, so kann es schnell vorkommen, dass der Optionsscheingewinn dahinschmilzt, ohne einen signifikanten Gewinn erzielt zu haben.
Optionsscheinrechner-Komponente “Datum”
Diese Einstellungsmöglichkeit bietet uns eine Simulation des Zeitwertverlustes (Theta), welcher jeden Optionsschein ereilt. Dieser Zeitwertverlust ist gegen Ende der Optionsscheinlaufzeit ansteigend und deshalb nicht zu unterschätzen. Bewegt sich der Basiswert nur minimal oder gar nicht, so verliert der Optionsschein trotzdem an Wert, da er sich mit dem Abbau des Zeitwertes immer mehr dem inneren Wert anpasst. Aus diesem Grunde sollte das Datum, bis wann welches Ereignis im Basiswert eintrifft, unbedingt beachtet werden.
Optionsscheinrechner-Komponente “implizite Volatilität”
Die implizite Volatilität ist eine der wichtigsten Kennzahlen. Diese gibt die erwartete Schwankungsbreite des Basiswertes während der Laufzeit des Optionsscheines wieder. Grundsätzlich ist diese Volatilität in ruhigen Marktphasen niedrig, in nervösen Marktphasen hoch. Doch was bedeutet dies für unseren Optionsscheinrechner – wie können wir diese Kennzahl für uns nutzen? Die Lösung der Frage besteht darin, dass wir unsere Erwartung an die Basispreisentwicklung dahingehend anpassen. Bei Erwartung ruhiger Marktphasen (oder gering ansteigender Kurse) wird eine etwas niedrigere Volatilität in den Optionsscheinrechner eingetragen, während die Volatilität in Erwartung stark sinkender Märkte etwas höher angesetzt werden kann. (vorausgesetzt man befindet sich aktuell nicht in einer Crash-Phase).
Optionsscheinrechner-Komponente “risikofreier Zins”
Diese Komponente stellt keine primäre Optionsscheinkomponente dar. Es wird lediglich berechnet, wie sich der Optionsscheinpreis bei Änderung des Zinssatzes bewegen würde.
Erfahrungen mit Optionsscheinrechnern
Wie steht es nun um die Erfahrungen des Autors mit Optionsscheinrechnern? Einerseits verwende ich den jeweils zur Verfügung stehenden Optionsscheinrechner, um einen detaillierten Überblick zur Entwicklung des Optionsscheines zu bekommen. Andererseits, wenn es schnell gehen muss, wird die grobe Erfolgswahrscheinlichkeit auch über das Delta oder das Omega überschlagsmäßig auf der Übersichtsseite des Optionsscheines ermittelt.
Einen Favoriten konnte ich (zumindest für mich) nicht ausmachen – alle bisher von mir benutzten Optionsscheinrechner haben ihre Erwartungen erfüllt. Besonders interessant ist zu beobachten, wenn bei identischen Basiswerten, gleichen Laufzeiten sowie gleichen Basispreisen unterschiedliche Preise für Optionsscheine angeboten werden. Hier lohnt sich ein Blick in die Details, welche implizite Volatilität eingepreist ist. Diese kann dann mittels Optionsscheinrechner-Simulation erkannt bzw. korrigiert werden.
Zusammenfassung und Fazit
Abschließend kann gesagt werden, dass sich ein Optionsscheinrechner sehr gut für Anfänger und Profis geeignet, um das Risikoprofil, welches eine Anlage in Optionsscheinen bietet, einordnen zu können. Natürlich wird kein Optionsscheinrechner verhindern, dass eine Anlage in Optionsscheinen im Totalverlust endet – dies ist auch nicht das Ansinnen eines solchen Optionsscheinrechners. Angesichts der Tatsache, dass eine riesige Prozentzahl von Anlagen in Hebelprodukten mit Totalverlust endet, kann festgestellt werden, dass der Einsatz eines Optionsscheinrechners unverzichtbar für den verantwortungsvollen Optionsscheinkäufer ist.
Die genannten Optionsscheinrechner können also ohne Bedenken eingesetzt werden. Selbstverständlich gibt es noch weitere Anbieter, über welche Sie den Autor gern in Kenntnis setzen dürfen.
Häufige Fragen zum Optionsscheinrechner
Kann man mit einem Optionsscheinrechner auch Optionen berechnen?
Nein, Optionen haben teilweise gleiche Merkmale wie Optionsscheine, verhalten sich aber grundsätzlich anders in Sachen Gewinnerzielung und Risikoverhaftung.
Besteht eine Nachschusspflicht beim Handel von Optionsscheinen und kann diese mit dem Optionsscheinrechner berechnet werden?
Nein, das Risiko ist auf das eingesetzte Kapital begrenzt. Demzufolge gibt es auch keine Berechnungsmöglichkeit mit einem Optionsscheinrechner.
Ist es möglich, dass Optionsscheinrechner verschiedener Anbieter verschiedene Ergebnisse hervorbringen?
Dies dürfte eigentlich nicht vorkommen. Die Parameter eines Optionsscheines sind festgelegt und für alle berechnenden Stellen gleich.
Sollte ich bei Nutzung eines Optionsscheinrechners immer das Szenario-Enddatum eingeben?
Unbedingt! Die Eingabe des Zeitpunktes für das Optionsscheinszenario ist essenziell! Die ständige Zunahme des Zeitwertverlustes kann enorme Auswirkungen auf den Optionsscheinpreis haben. Kann der Zeitwertverlust durch falsche oder fehlende Angabe nicht korrekt berechnet werden, ist das Szenario hinfällig.
Übernimmt der Anbieter von Optionsscheinrechnern eine Garantie auf das Eintreten der berechneten Gewinne?
Keinesfalls! Die zur Verfügung gestellten Optionsscheinrechner sollen einen groben Überblick zu den erwarteten Gewinnen oder Verlusten liefern. Die Parameter des Optionsscheines können sich innerhalb der Laufzeit ändern, dadurch kann sich auch der Optionsscheinpreis ändern.