VDAX-NEW – Einsatz, Hintergründe und Erfahrungen (2023)

Heiko Zeh

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VDAX-NEW Erfahrungen – das Wichtigste vorweg

Der VDAX-NEW ist ein Volatilitätsindex, der von der Deutschen Börse und Goldman Sachs entwickelt wurde. Er misst die erwartete Schwankungsbreite (implizite Volatilität) des DAX-Index. Hier sind einige wichtige Fakten über den VDAX-NEW:

  • Messung der Impliziten Volatilität: Der VDAX-NEW gibt in Prozentpunkten an, welche Volatilität in den kommenden 30 Tagen für den DAX zu erwarten ist.
  • Negative Korrelation zur Wertentwicklung: Da die Volatilität eines Marktes in der Regel negativ mit seiner Wertentwicklung korreliert ist, kann der VDAX-NEW zur Diversifizierung eines Portfolios genutzt werden. Wenn die Kurse im DAX fallen, steigt in der Regel der Wert des VDAX-NEW.
  • Berechnungsgrundlage: Der Index basiert auf DAX-Optionskontrakten, die “am Geld” (at the money) und “aus dem Geld” (out of the money) notieren. Dadurch erfasst der VDAX-NEW eine breitere Volatilitätsoberfläche als der ältere VDAX, der nur Optionen am Geld in die Berechnung einbezieht.
  • Ablösung des VDAX: Der VDAX-NEW wird mittelfristig den älteren VDAX-Index ablösen.

Als Anleger hat man natürlich seine eigene Meinung zum Markt. Doch reicht diese Meinung aus? Liege ich richtig? Diese Fragen können mit dem VDAX-NEW beantwortet werden. Der VDAX-NEW bietet ein erweitertes Bild, wie die Marktteilnehmer den DAX-Index in Zukunft sehen.

In diesem Artikel erfahren Sie als interessierter Leser spannende Details über diesen „Indikator“. Angefangen bei Grundlagen des VDAX-NEW, über die Einsatzmöglichkeiten bis zu persönlichen Erfahrungen.

Worum handelt es sich beim VDAX-NEW?

Der VDAX-NEW ist ein Index, welcher die erwartete Volatilität des DAX-Index misst. Dabei wird für die nächsten 30 Tage die Schwankungsbreite (Volatilität), welche für den DAX-Index erwartet wird, angezeigt. Die Darstellung des VDAX-NEW erfolgt in Prozentpunkten auf einem Linienchart.

Wer veröffentlicht den VDAX-NEW?

Entwickelt und veröffentlicht wurde der VDAX-NEW von der Deutschen Börse und Goldman Sachs.

Wo finde ich den VDAXNEW?

Wer den VDAX-NEW sucht, wird auf der Internetseite der Deutschen Börse sowie auf zahlreichen Finanzportalen fündig.

Hier einige Portale mit Link zur Ansicht des VDAX-NEW.

Wie wird der VDAX-NEW berechnet?

Zur Berechnung des VDAX-NEW werden DAX-Optionen, welche „am Geld“ sowie „aus dem Geld“ notieren, herangezogen.

Kleiner Exkurs zu den Optionsbezeichnungen. Jede Option hat einen Basispreis, zu welchem die Option am Laufzeitende abgerechnet wird. Liegt der aktuelle Kurs des Basiswertes (in unserem Beispiel der DAX-Index) bei Optionen auf steigende Kurse über dem Basispreis, ist die Option „Im Geld“. Befindet sich der DAX-Index jedoch in Höhe des Basispreises der Option, nennt man diese Konstellation „am Geld“. Sobald der DAX-Index unter dem Basispreis notiert, spricht man von einer Option „aus dem Geld“. Für Optionen auf fallende Kurse des DAX-Index gelten die Aussagen spiegelbildlich. Vereinfacht lässt sich diese Ausdrucksweise so merken: Bekomme ich am Laufzeitende eine Auszahlung für meine Option, dann bin ich „im Geld“, ansonsten kommt es zu einem wertlosen Verfall der Option und ich bin „aus dem Geld“. Eine Option mit Basispreis = DAX-Index wird ebenfalls wertlos verfallen, weil der auszuzahlende Wert = Null ist.

Wie ist die Formel des VDAX-NEW?

Die Berechnung des VDAX-NEW ist sehr komplex. Die Anbieter (Deutsche Börse und Goldman Sachs) haben einen Leitfaden zum VDAX-NEW herausgegeben, darin kann sich der interessierte Leser mit den Formeln, deren Basisdaten sowie der Berechnungsweise des VDAX-NEW vertraut machen.

Wie kann ich den VDAX-NEW interpretieren?

Grob eingeordnet, notiert der VDAX-NEW unter 30 Punkten, ist von einer ruhigen Marktphase auszugehen. Sollte der VDAX-NEW allerdings über 30 ansteigen, herrscht eine Phase der Anspannung und Unruhe vor. Dies sollte bei Neuinvestments, dem persönlichen Money Management sowie bei der Setzung von Stop Loss Levels beachtet werden.

In der Grafik sind die Zonen des VDAX-NEW bezüglich erhöhter erwarteter Volatilität sowie der Unruhe an den Märkten dargestellt.
VDAX-NEW mit Zonen der Ruhe (grün) und Unruhe (rot) an den Märkten

Der VDAX-NEW in der praktischen Anwendung

Durch die Anbieter, der Deutschen Börse AG und Goldman Sachs, wird der VDAX-NEW als Prozentzahl im Linienchart zur Verfügung gestellt.

Aus dem aktuellen Stand des VDAX-NEW im Linienchart lässt sich die erwartete Schwankung des DAX-Index errechnen.

Hierzu wird folgende Formel verwendet.

Aktueller Stand DAX-Index x VDAX-NEW x (Wurzel (30/365))

Beispielrechnung:

DAX-Stand: 14.500 Punkte

VDAX-NEW: 15 %

Berechnet werden soll die Schwankungsbreite für den Zeitraum von 30 Tagen

Schwankungsbreite des DAX-Index=14.500 × 15 % x (Wurzel (30/365))

Schwankungsbreite des DAX-Index= 627 Punkte

Somit wird für die nächsten 30 Tage erwartet, dass der DAX-Index zwischen 15128 Punkten und 13872 Punkten notiert.

Wie baue ich einen VDAX-NEW Rechner selbst?

Wie beschrieben, ist die Berechnung des VDAX-NEW recht anspruchsvoll. Deshalb sollte man diese Berechnung den Erfindern des VDAX-NEW überlassen (auch aus urheberrechtlichen Gründen).

Allerdings kann unter Zuhilfenahme der VDAX-NEW Zahlen die Berechnung der erwarteten Schwankungsbreite des DAX-Index vereinfacht werden.

Dazu bedient man sich eines herkömmlichen Tabellenkalkulationsprogramms.

Als Ausgangswerte nehmen wir die Faktoren aus obiger Formel zur Berechnung her.

  • Aktueller DAX-Stand
  • VDAX-NEW
  • Berechnung des Zeitraumes (Wurzel (30/365))

Für die ersten beiden Parameter legen wir Eingabefelder im Tabellenkalkulationsprogramm an.

Ansicht der Grundmaske zur Berechnung der DAX-Schwankung im Tabellenkalkulationsprogramm.
Berechnung der DAX-Schwankung

Danach wird ein Ausgabefeld für die Schwankungsbreite sowie ein Ergebnisfeld in die Tabelle eingefügt. Die Formel zur Berechnung der Schwankungsbreite ist auf der Grafik im Ausgabefeld für die Schwankungsbreite zu sehen. (die Felder E6 bzw. E8 beinhalten den aktuellen Stand des DAX-Index, 14.500 Punkte, sowie den Stand des VDAX-NEW, 15 Punkte)

Zu sehen ist die Berechnungsformel zur DAX-Schwankungsbreite in der Tabellenkalkulation anhand des aktuellen VDAX-NEW.
Berechnungsformel für den VDAX-NEW

Ist die Schwankungsbreite berechnet, lassen sich durch Addition bzw. Subtraktion vom aktuellen DAX-Indexstand die Randzonen der Schwankungsbreite des DAX-Index berechnen.

Zur Ansicht ist die abgeschlossene Berechnung der DAX-Schwankungsbreite auf Grundlage des VDAX-NEW.
Abgeschlossen Berechnung der DAX-Schwankungsbreite

In unserem Beispiel ist eine erwartete Schwankungsbreite des DAX-Index zwischen 13.872 Punkten, sowie 15.128 Punkten errechnet worden. (14.500 Punkte – 628 Punkte und 14.500 Punkte + 628 Punkte)

Für welche Wertpapiergattungen ist der VDAX-NEW geeignet?

Da der VDAX-NEW die erwartete Schwankungsbreite des DAX-Index angibt, sind hier natürlich an erster Stelle Anlageprodukte auf den DAX zu nennen. Dazu gehören unter anderem Zertifikate und Optionsscheine, welche den DAX als Basiswert haben. Ebenfalls können hier Optionen auf den DAX-Index genannt werden.

Nicht geeignet ist der VDAX-NEW für Fondsprodukte oder auch ETF-Produkte. Bei kurzer Haltedauer der Produkte könnte hier ein Nutzen in der Findung eines günstigen Einstiegspunktes liegen. Da diese Produkte meist längerfristig oder per Sparplan gehalten werden, lohnt sich der Blick auf den VDAX-NEW hier kaum.

Wie sieht es mit Aktien aus? Auch hier kann der VDAX-NEW unter Beachtung der Berechnungsbasis (DAX-Optionen) herangezogen werden. Liegt eine Aktie aus dem DAX-Universum mit hoher DAX-Gewichtung vor, könnte diese ebenfalls ähnlich dem VDAX-NEW Ergebnis analysiert werden. Sollte die betreffende Aktie nicht aus dem DAX-Universum stammen, kann pauschal über den VDAX-NEW die Marktstimmung abgelesen und dem Ergebnis entsprechend eine Entscheidung getroffen werden.

Lesetipp: Optionen handeln – der Guide

Persönliche Erfahrungen des Autors zum VDAX-NEW

Der VDAX-NEW hat ohne Einschränkung eine hohe Aussagekraft zur erwarteten Schwankungsbreite des DAX-Index. Notiert der VDAX-NEW sehr hoch, kann außerdem eine Einschätzung vorgenommen werden, ob sich die Märkte im Panikmodus befinden.

Ich benutze den VDAX-NEW vorwiegend, um bei Hebelzertifikaten mit Volatilitätseinfluss einschätzen zu können, ob evtl. an den Märkten eine erhöhte Volatilität herrscht, welche das Hebelprodukt beim Kauf unnötig verteuern könnte.

Aus der praktischen Anwendung heraus kann resümiert werden, der VDAX-NEW bietet eine verlässliche Basis für Einschätzungen der vorherrschenden Volatilitätshöhe bzw. Verfassung des Marktes.

Weitere Sentiment Indikatoren

Natürlich gibt es für die Einschätzung der Marktverfassung weitere Indikatoren, einige sollen hier erwähnt werden. Dabei handelt es sich um das Euwax-Sentiment, das Put/Call Ratio sowie den Fear and Gread Index.

Euwax Sentiment Indikator

Um die Stimmung der Privatanleger in Bezug auf die zukünftige Entwicklung des DAX-Index zu messen, hat die Börse Stuttgart den Euwax Sentiment Index herausgegeben.

Der Euwax Sentiment Index wird gebildet, indem die Call-Anlagen mit den Short-Anlagen der privaten Anleger verglichen werden.

Befindet sich der Indikator im positiven Bereich, wird von einem weiter steigenden DAX-Index ausgegangen. Sollte sich der Euwax-Sentiment-Indikator im negativen Bereich befinden, wird von fallenden Kursen des DAX-Index ausgegangen.

Zu finden ist der Euwax-Sentiment-Indikator auf der Website der Börse Stuttgart.

Zu sehen ist der Euwax Sentiment Index der Börse Stuttgart im Tagesverlauf.
Euwax Sentiment der Börse Stuttgart (Quelle Grafik: Website der Börse Stuttgart)

Das Put/Call Ratio

Weiterhin kann die Marktstimmung am Put/Call Ratio abgelesen werden. Notiert das Put/Call Ratio weit über 1, kann dies für evtl. fallende Kurse gewertet werden, während bei einem Put/Call Ratio weit unter 1 von steigenden Kursen ausgegangen wird.

Warum ist dem so? Hier müssen wir die Formel zur Berechnung des Put/Call Ratio zu Hilfe nehmen.

Put/Call Ratio = gehandelte Verkaufsoptionen /gehandelte Kaufoptionen

Aus der Formel ist Folgendes ersichtlich. Befinden sich die Kaufoptionen in der Überzahl, bewirkt dies ein niedrigeres Ergebnis im Put/Call Ratio. Befinden sich hingegen die Verkaufsoptionen in der Mehrheit, wird das Ergebnis des Put/Call Ratio’s höher ausfallen.

Für weitere Details zum Put/Call Ratio empfehle ich diesen Artikel zu lesen.

Zu sehen ist das Put/Call Ratio der DAX-Optionen.
Put/Call Ratio der DAX-Optionen (Quelle boerse.de)

Fear and Greed Index

Ein von CNN Business entwickelter Indikator zur Sentiment – Bestimmung ist der Fear and Gread Index.

Befindet sich der Fear and Greed Index unter 25, notiert er in einer Zone angespannter Märkte. Sollte sich der Fear and Greed Index oberhalb von 75 bewegen, ist er in einer Zone angekommen, in welcher „Gier“ vorherrscht.

Den aktuellen Stand des Fear and Greed Index kann man auf der Website von CNN Business anschauen.

In der Grafik ist der Fear and Greed Index von CNN Business zu sehen. Dieser steht aktuell bei 40.
Fear and Greet Index (Quelle: Website von CNN Business)

Mein Fazit zum VDAX-New

Wie schon angemerkt, kann der VDAX-NEW als zusätzliche Entscheidungshilfe für Tradingideen genutzt werden. Dabei ist zu beachten, dass der VDAX-NEW nicht als Hauptargument für Trades geeignet ist.

Im Zusammenhang mit Zertifikaten, bei denen die Preisbildung mit Volatilitätseinfluss zustande kommt, kann der VDAX-NEW wertvolle Hinweise bieten, ob das Zertifikat derzeit aufgrund hoher Volatilität überteuert ist.

Ist man bemüht, die Marktstimmung zu analysieren, liefert der VDAX-NEW ebenfalls wertvolle Informationen. Beschaut man die Grenzen von ruhiger und angespannter Marktlage (unterhalb und oberhalb von 30) kann feststellt werden, in welcher Stimmung sich die Marktteilnehmer befinden.

Abschließend sei hier noch auf meinen Artikel über das Euwax Semtiment verwiesen. In diesem Artikel werden weitere Details zu Sentiment Indikatoren aufgeführt.

FAQ über den VDAX-NEW

Was ist der VDAX-NEW?

Der VDAX-NEW ist ein Volatilitätsindex, der von der Deutschen Börse und Goldman Sachs entwickelt wurde. Er misst die erwartete Schwankungsbreite (implizite Volatilität) des DAX-Index über die nächsten 30 Tage.

Wie wird der VDAX-NEW berechnet?

Der VDAX-NEW basiert auf den Preisen von DAX-Optionskontrakten, die sowohl “am Geld” (at the money) als auch “aus dem Geld” (out of the money) notieren. Dies ermöglicht eine umfassendere Erfassung der Markterwartungen im Vergleich zum älteren VDAX.

Was zeigt der VDAX-NEW an?

Der Index gibt in Prozentpunkten an, welche Volatilität die Marktteilnehmer für den DAX in den kommenden 30 Tagen erwarten. Eine höhere Zahl deutet auf eine höhere erwartete Volatilität hin.

Warum ist der VDAX-NEW wichtig für Investoren?

Da die Volatilität in der Regel negativ mit der Marktentwicklung korreliert ist, kann der VDAX-NEW als Indikator für Marktunsicherheit dienen. Ein Anstieg des VDAX-NEW kann auf zunehmende Unsicherheit oder erwartete Marktschwankungen hindeuten.

Kann der VDAX-NEW zur Portfolio-Diversifizierung genutzt werden?

Ja, der VDAX-NEW kann zur Diversifizierung eines Portfolios genutzt werden, da er in der Regel negativ mit den Aktienkursen korreliert. Wenn Aktienkurse fallen, steigt oft der VDAX-NEW.

Was unterscheidet den VDAX-NEW vom älteren VDAX?

Der VDAX-NEW erfasst eine breitere Volatilitätsoberfläche, da er sowohl Optionen “am Geld” als auch “aus dem Geld” berücksichtigt. Der ältere VDAX bezog sich nur auf Optionen “am Geld”.

Wird der VDAX-NEW den VDAX ersetzen?

Ja, es ist geplant, dass der VDAX-NEW mittelfristig den älteren VDAX-Index ablöst.

Wie kann man den VDAX-NEW im Trading nutzen?

Trader können den VDAX-NEW als Indikator für die erwartete Marktvolatilität nutzen. Ein hoher VDAX-NEW kann auf ein erhöhtes Risiko hinweisen, während ein niedriger Wert auf eine stabilere Marktlage hindeuten könnte.

Wo kann man die aktuellen Werte des VDAX-NEW einsehen?

Die aktuellen Werte des VDAX-NEW können auf Finanzwebseiten, über Börseninformationsdienste und auf der Webseite der Deutschen Börse eingesehen werden.

Beeinflusst der VDAX-NEW direkt die Aktienkurse?

Nein, der VDAX-NEW beeinflusst nicht direkt die Aktienkurse. Er spiegelt die Erwartungen des Marktes hinsichtlich der zukünftigen Volatilität wider, die wiederum durch verschiedene externe Faktoren beeinflusst werden kann.

Heiko Zeh