Orderblock im Trading verstehen – Definition, Erklärung, Beispiele, Fehler (2025)

Karsten Kagels

Aktualisiert:

21/06/2025

Lesezeit:

9

Min

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  • Definition: Ein Orderblock ist die letzte entgegengesetzte Kerze vor einem impulsiven Richtungswechsel – meist begleitet von einem Liquiditätssweep, einer Fair Value Gap und einem Bruch der Marktstruktur.
  • Signalwirkung: Der Orderblock markiert den Preisbereich, in dem institutionelle Marktteilnehmer aktiv geworden sind – und der bei einem Rücklauf erneut für Reaktionen sorgen kann.
  • Charakter: Klar erkennbar, strukturiert, meist eingebettet in eine enge Konsolidierung vor dem Ausbruch – oft mit starker Folgebewegung und Volumen.
  • Vorteil für Trader: Wer Orderblocks im richtigen Kontext erkennt, kann präzise Rückläufe nutzen – mit gut kalkulierbarem Risiko und hoher Trefferwahrscheinlichkeit.
  • Tipp: Orderblocks funktionieren nur im Zusammenspiel mit Liquidität, Fair Value Gap und Strukturwechsel. Ohne Kontext bleibt die Zone bedeutungslos.

Einleitung

Wer an der Börse erfolgreich sein will, muss verstehen, wo und warum große Marktbewegungen entstehen. Viele Trader verlassen sich auf Indikatoren, Muster oder News-Events – doch die wahren Kursimpulse gehen fast immer von den großen Marktteilnehmern aus: Banken, Hedgefonds, institutionellen Investoren.

Diese Akteure handeln nicht mit kleinen Positionen – sie bewegen täglich Milliarden auf der ganzen Welt. Und sie hinterlassen Spuren im Chart. Eine dieser Spuren bezeichnet man als Orderblock. Wer ihn erkennt und richtig interpretiert, kann gezieltere Einstiege wählen. In diesem Artikel erfährst Du, wie Du diese Signatur im Markt erkennst und gezielt für Dein Trading einsetzen kannst.

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Orderblock Erklärung

Ein Orderblock ist ein Bereich im Chart, in dem der Markt seine Richtung mit Kraft ändert – ausgehend von der letzten entgegengesetzten Kerze vor diesem Impuls. Der Hintergrund: Institutionelle Händler benötigen Liquidität, um große Positionen zu eröffnen oder zu schließen. Diese finden sie bevorzugt an Stellen, wo viele Stopps liegen – etwa unter markanten Tiefs, über markanten Hochs oder an runden, psychologisch auffälligen Kursniveaus wie 6.000, 6.250 oder 6.500 Punkten. Genau dort greift der Markt zunächst Liquidität ab, bevor er mit Tempo in die neue Richtung startet.

Typischerweise werden also Stop Loss Orders im Markt getriggert, der dann mit einem impulsiven Ausbruch dreht und dabei oft eine Kurslücke hinterlässt– die sogenannte Fair Value Gap. Im Anschluss folgt der Market Structure Shift (MSS): Der Bruch eines markanten Hochs oder Tiefs signalisiert, dass der vorherige Trend beendet ist. In der Folge kehrt der Markt häufig noch einmal zurück in den Bereich des ursprünglichen Orderblocks. Diese Zone dient Smart Money oft dazu, offene Positionen zu füllen – für geduldige Trader ist sie deshalb ein bevorzugter Punkt für den Einstieg in neue Trendrichtung.

Damit ein Orderblock als valide gilt, sollten drei Bedingungen erfüllt sein:

Liquidity Sweep: Der Markt greift gezielt Liquidität ab – etwa durch das Überschreiten eines Hochs oder das Unterschreiten eines Tiefs, an dem viele Stopps liegen.

Impulsiver Ausbruch: Direkt im Anschluss folgt eine starke Bewegung in die entgegengesetzte Richtung – oft begleitet von einer Fair Value Gap, die auf ein kurzfristiges Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage hinweist.

Market Structure Shift (MSS): Der Bruch eines markanten Hochs oder Tiefs zeigt, dass sich das Kräfteverhältnis im Markt verschoben hat. Der vorherige Trend ist damit offiziell beendet – ein neuer Impuls setzt sich durch.

Im Chart markiert man nun die letzte entgegengesetzte Kerze vor dem impulsiven Ausbruch – etwa die letzte rote Kerze vor einer bullischen Aufwärtsbewegung. Die Spanne vom Tief bis zum Hoch dieser Kerze bildet den eigentlichen Orderblock. Diese Zone dient dem Smart Money oft als Bereich, um zurückgebliebene Orders zu füllen. Für Trader entsteht hier eine potenzielle Einstiegsgelegenheit – nachdem der MSS erfolgt ist und der Markt zurück in den Orderblock läuft.

YouTube Video
Marco von Noc Trading erklärt einen Orderblock auf YouTube

Orderblock: Trading & Einstieg

Nach einem impulsiven Ausbruch und einem bestätigten Market Structure Shift (MSS) kann der Markt in den zuvor gebildeten Orderblock zurücklaufen. Diese Bewegung wird häufig als potenzieller Rücklauf betrachtet, in dem Smart Money offene Orders nachfüllt. Für viele Trader gilt dieser Bereich daher als mögliche Einstiegszone – sofern bestimmte Bedingungen erfüllt sind.

Platzierung innerhalb der Zone

Eine Limit-Order kann knapp innerhalb des Orderblocks positioniert werden:
– Bei einem bullischen Orderblock (letzte rote Kerze) beispielsweise wenige Ticks oberhalb des Hochs der Orderblock-Kerze,
– bei einem bärischen Orderblock (letzte grüne Kerze) entsprechend oberhalb des Tiefs.

Damit liegt die Order innerhalb der Reaktionszone, aber nicht zu tief – was verhindern kann, dass der Markt die Zone nur leicht antestet und direkt weiterläuft.

Die 50 %-Marke als Orientierung

Die Mitte des Orderblocks – gemessen von Tief zu Hoch – kann als technischer Referenzpunkt dienen.
– Solange der Markt nicht unterhalb der 50 %-Marke schließt (bei einem bullischen Orderblock),
– oder nicht oberhalb davon (bei einem bärischen),
wird die Zone häufig als intakt gewertet.

Dochte sind zulässig – Schlusskurse nicht

Ein Eindringen mit dem Docht unter die 50 % gilt in vielen Ansätzen als unkritisch. Entscheidend ist, wo der Schlusskurs liegt. Schließt eine Kerze deutlich unterhalb (bzw. oberhalb) einer 50% Zone des Orderblocks, kann dies als Zeichen gewertet werden, dass der Orderblock “zu schwach” ist und gebrochen wird.

Stopp-Setzung

Das Tief der Orderblock-Kerze bzw. das Hoch wird oft als potenzielle technische Grenze für ein Stop-Level empfoheln. In einigen Fällen orientieren sich Trader auch an der 50 %-Linie, um bei sichtbarer Reaktion den Stop nachzuziehen.

noc trading zeigt in seinem youtube video einen orderblock
Maro von Noc Trading zeigt in seinem Video, wie ein Orderblock aufgebaut ist

Typische Fehler

Jetzt wissen wir also, dass Orderblocks ein mächtiges Werkzeug sind – vorausgesetzt, sie werden im richtigen Kontext genutzt. Viele Fehler entstehen nicht durch das Konzept selbst, sondern durch falsche Annahmen, Ungeduld oder fehlende Bestätigung. Wer die typischen Stolperfallen kennt, kann gezielter und mit mehr Sicherheit agieren.

Orderblocks ohne Strukturwechsel

Ein häufiger Fehler besteht darin, einen Orderblock zu handeln, ohne dass zuvor ein klarer Market Structure Shift (MSS) stattgefunden hat. Der Bruch der vorherigen Struktur – etwa ein überschrittenes Hoch oder ein unterschrittenes Tief – ist jedoch essenziell. Nur so lässt sich erkennen, dass sich das Kräfteverhältnis im Markt wirklich verändert. Fehlt dieser Bruch, bleibt der vermeintliche Orderblock oft wirkungslos, weil der vorherige Trend weiterhin intakt ist.

Beliebige Kerzen als Orderblock markieren

Nicht jede entgegengesetzte Kerze vor einem Impuls ist automatisch ein Orderblock. Ohne vorherigen Liquidity Sweep, einen deutlichen Ausbruch, eine markante Zone und einen MSS fehlt der Signatur die Grundlage. Wird dieser Kontext ignoriert, wird jede normale Korrekturkerze zum Orderblock – was schnell zu Fehleinstiegen führt.

Mitigierte Orderblocks nicht erkennen

Wurde ein Orderblock bereits tief getestet – etwa mit einem Schlusskurs unterhalb der 50 %-Marke – kann er als „mitigiert“ gelten. Das bedeutet: Die Orders in dieser Zone wurden möglicherweise bereits ausgeführt. Dennoch wird oft versucht, diese Bereiche erneut zu handeln. Meist fehlt dann die Reaktion – oder der Markt läuft einfach durch.

Rücklauf wird überbewertet

Der Rücklauf in den Orderblock wird häufig als automatisches Einstiegssignal gewertet. Dabei ist der Orderblock nur ein potenzieller Bereich – keine Garantie. Eine sichtbare Reaktion, zum Beispiel durch ein Umkehrmuster oder eine Strukturveränderung auf kleinerem Timeframe, kann helfen, die Qualität des Setups besser einzuschätzen.

Stopps zu eng gesetzt

Ein Orderblock kann – je nach Marktsituation – relativ groß sein und sich über viele Ticks oder Punkte reichen. Wer in solchen Zonen tradet, sollte bedenken: Der Markt darf innerhalb des Blocks schwanken und braucht Luft zum atmen. Viele Trader setzen ihren Stop-Loss dennoch zu eng – in der Hoffnung auf ein besonders enges Chance-Risiko-Verhältnis.

Fraktalität der Märkte

Orderblocks lassen sich nicht nur im Stunden- oder Tageschart finden, sondern auch auf kleinen Zeiteinheiten wie M5 oder M1. Das liegt daran, dass Märkte fraktal aufgebaut sind. Heißt konkret: Die gleichen Muster und Abläufe wiederholen sich auf allen Zeitebenen, nur in unterschiedlicher Größenordnung.

Ein Liquidity Sweep mit anschließendem Market Structure Shift kann also genauso auf einem M1-Chart entstehen wie im Daily – und in beiden Fällen entsteht daraus ein Orderblock. Die Struktur ist gleich, aber die Bedeutung ist unterschiedlich.

Orderblocks auf kleinen Timeframes entstehen oft durch kurzfristige Bewegungen, kleinere Akteure oder News-Spikes. Sie können gut für schnelle Trades genutzt werden, sind aber weniger stabil, weil sie oft nur lokal wirken. Ganz anders sieht es bei Orderblocks auf höheren Zeiteinheiten aus – zum Beispiel im H4 oder Daily: Dort braucht es deutlich mehr Volumen und Kapital, um eine Struktur zu bilden und einen Orderblock zu formen. Je höher der Timeframe, desto größer der Aufwand, den es braucht, um dort sichtbare Spuren zu hinterlassen. Und genau deshalb sind solche Zonen oft verlässlicher – sie zeigen, wo wirklich große Marktteilnehmer im Markt aktiv war.

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Fazit

Orderblocks gehören zu den zentralen Konzepten im Smart Money Trading. Sie zeigen, wo institutionelle Marktteilnehmer aktiv waren – und markieren Preiszonen, in denen der Markt oft gezielt reagiert. Wer versteht, wie Orderblocks entstehen und welche Rolle Liquidität, Impuls und Strukturbruch dabei spielen, bekommt ein Werkzeug an die Hand, das deutlich tiefer geht als klassische Unterstützungs- oder Widerstandszonen.

Ob als Ursprung eines neuen Trends oder als Rücklaufzone nach dem Market Structure Shift: Ein sauber gezeichneter Orderblock kann Klarheit schaffen – besonders dann, wenn er im Einklang mit dem übergeordneten Bild steht. Höhere Zeiteinheiten liefern dabei oft die stabileren Zonen, kleinere Timeframes die präziseren Einstiege.

Wichtig bleibt: Orderblocks funktionieren nicht isoliert. Sie sind ein Teil im größeren Zusammenhang – und entfalten ihre Wirkung nur, wenn Kontext, Liquidität und Marktstruktur stimmen. Wer das berücksichtigt, kann deutlich gezielter agieren – und vermeidet es, ins Leere zu traden.

Häufige Fragen zum Orderblock

Was ist ein Orderblock im Trading?

Ein Orderblock ist die letzte entgegengesetzte Kerze vor einem impulsiven Kurswechsel – typischerweise begleitet von einem Liquiditätssweep, einer Fair Value Gap und einem Strukturbruch. Er markiert die Zone, in der große Marktteilnehmer aktiv geworden sind.

Wie erkenne ich, ob ein Orderblock valide ist?

Ein valider Orderblock erfüllt drei Bedingungen: Der Markt holt vorher Liquidität, startet danach einen klaren Impuls, und bricht die bestehende Struktur. Erst dann gilt der Block als potenzieller Rücklauf- und Einstiegsbereich.

Wie funktioniert der Einstieg nach einem Orderblock?

Nach dem impulsiven Ausbruch und einem sichtbaren Strukturbruch wartet man häufig auf den Rücklauf in den Orderblock. Viele Trader orientieren sich dabei an der oberen (bei Long) bzw. unteren Grenze (bei Short) der Zone – oft kombiniert mit der 50 %-Marke und einer sichtbaren Reaktion im Preisverhalten.

Funktionieren Orderblocks auf allen Zeiteinheiten?

Ja – Märkte sind fraktal. Orderblocks entstehen auf M1 genauso wie auf D1. Allerdings sind Zonen auf höheren Timeframes meist stabiler, da dort mehr Volumen und institutionelle Aktivität nötig sind, um sie zu bilden.

Warum sind Orderblocks auf höheren Zeiteinheiten relevanter?

Weil es mehr Volumen braucht, um sie zu bilden. Wenn der Markt auf einem Tages- oder Vier-Stunden-Chart eine Struktur bricht, steckt in der Regel institutionelles Kapital dahinter. Solche Zonen gelten deshalb als stabiler und liefern oft verlässlichere Reaktionen als kurzfristige Mikro-Orderblocks.

Karsten Kagels

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