Optionsstrategien erklärt – das Wichtigste vorweg
- Es gibt viele verschiedene Optionsstrategien, die Händler nutzen können, je nach Marktsituation und Risikobereitschaft. Einige gängige Strategien sind der Kauf von Calls und Puts, Covered Calls, Iron Condors und Butterfly Spreads.
- Optionsstrategien ermöglichen es Händlern, das Risiko zu steuern und zu begrenzen. Durch den Einsatz von Optionen kann ein Händler das Risiko auf einen bestimmten Betrag begrenzen oder sogar eine risikofreie Position schaffen.
- Optionen bieten die Möglichkeit, mit einem relativ kleinen Kapitaleinsatz große Positionen zu kontrollieren. Dies kann sowohl Chancen als auch Risiken erhöhen.
- Optionen können mit anderen Finanzinstrumenten wie Aktien und Anleihen kombiniert werden, um komplexe Strategien zu erstellen, die verschiedene Marktszenarien abdecken.
- Der Wert einer Option wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst, einschließlich des Zeitwerts. Da Optionen ein Verfallsdatum haben, verlieren sie mit der Zeit an Wert, was bei der Strategieentwicklung berücksichtigt werden muss.
- Erfolgreiche Optionsstrategien erfordern eine gründliche Analyse des Marktes und der zugrunde liegenden Vermögenswerte. Dies kann technische und fundamentale Analyse umfassen.
- Einige Optionsstrategien können sehr komplex sein und erfordern ein hohes Maß an Fachwissen und Erfahrung.
- Nicht alle Optionen sind gleich liquide. Die Auswahl der richtigen Optionen und Märkte ist entscheidend, um sicherzustellen, dass Positionen bei Bedarf geschlossen werden können.
Überblick der geläufigsten Optionsstrategien
Im bisherigen Verlauf der Artikelreihe „Grundlagen im Optionshandel“ wurde die Funktionsweise des Handelsinstruments Optionen dargestellt. Mit diesem Grundlagenwissen lassen sich bereits direktionale Trades auf Basiswerte umsetzen und das Portfolio mit Prämieneinnahmen ergänzen. Je nach Handelsansatz kann jedoch ein unerwünschtes Risiko entstehen. Hier kommt die umfangreiche Möglichkeit ins Spiel, Optionen miteinander kombinieren zu können. Die geläufigsten Varianten möchte ich in diesem Artikel vorstellen. Weitere Strategien werden hier regelmäßig ergänzt.
Optionsstrategien mit definiertem Risiko
Grundsätzlich lassen sich Strategien aus kombinierten Optionen in zwei Gruppen einteilen. Zum einen können Kombinationen erstellt werden, die innerhalb bestimmter Kursbewegungen einen Gewinn generieren, jedoch bei weiter laufendem Kurs deutliche Verluste einfahren.
Auf der anderen Seite können Optionen auch so zusammengestellt werden, dass im Verlustfall eine Höchstgrenze von Beginn des Trades an feststeht. Mit diesen Strategien möchte ich an dieser Stelle beginnen.
Spreads
Die einfachste Möglichkeit einer Optionsstrategie stellt die Kombination zweier Optionen gleichen Typs (Put oder Call) und derselben Laufzeit (vertikaler Spread) auf einen Basiswert dar. Als Bestandteil des Trades wird eine Option verkauft und die andere gekauft. Je nach Auswahl der Strikes wird dann zur Tradeeröffnung eine Prämie gezahlt (Debit) oder eingenommen (Credit).
In beiden Fällen ist sowohl der zu erzielende Gewinn als auch der maximal mögliche Verlust von Beginn an definiert. Die Bezeichnung „Spread“ ist aus der Tatsache entstanden, dass die Strikes mit einem Abstand aufgesetzt werden.
Vertikale Spreads können genutzt werden, um bestimmte Markterwartungen umzusetzen. Die zur Situation im Basiswert passende Strategie lässt sich über die folgende Grafik bestimmen.
Grundsätzliche Risiken bei Spreads
Da ein Teil der vorgestellten Optionsstrategien aus einer verkauften Position besteht, ergibt sich eine Reihe von zusätzlichen Risiken, die es zu beachten gilt.
Risiko der vorzeitigen Ausübung
Optionen amerikanischer Art können vom Inhaber (Käufer) jederzeit ausgeübt werden. Da der verbleibende Zeitwert in diesem Moment für den Optionsinhaber verloren geht, wird dieses Recht eher zur Gewinnmitnahme wahrgenommen und betrifft normalerweise Optionen, die deutlich im Geld sind.
Plötzliche Veränderungen in der Bewertung einer Aktie und ein damit verbundener Kurssprung können eine solche Lage herbeiführen und den Spread sprengen. Die daraus resultierende Aktienposition lässt sich durch Ausüben der verbliebenen Option wieder auflösen oder durch weitere Strategien managen.
Risiken zum Verfallstag
Falls verkaufte (Short-) Optionen über den Verfallstag gehalten werden, besteht bei Optionen im Geld das Risiko einer Zuteilung. Hier ist zu beachten, dass die Optionen mit Börsenschluss nicht mehr handelbar sind, der Basiswert selbst jedoch in der außerbörslichen Session noch Kursänderungen erfahren kann.
Der Verfallstag ist in der Regel ein Freitag, die Information über eine erfolgte Zuteilung erhält der Trader am Montag nach dem Verfall. Daraus resultiert eine Aktienposition mit einem entsprechenden Kursrisiko über das Wochenende.
Falls die andere Option des Spreads zum Verfall aus dem Geld ist, findet keine Ausübung statt, um die Aktienposition zu neutralisieren. Der Effekt der Risikobegrenzung ist damit ausgehebelt.
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Debit Spreads
Um einen Debit-Spread zu eröffnen, wird eine Option gekauft und eine weitere, mit niedrigerem Preis, verkauft. Aus der Differenz ergibt sich die Höhe der zu zahlenden Prämie (Kaufpreis). Der Grundgedanke dabei ist, die Kosten für eine gekaufte Option durch die Einnahme der Prämie aus der verkauften Option zu reduzieren. Als Resultat ergibt sich ein geringerer Maximalverlust. Dieser wird jedoch durch eingeschränktes Gewinnpotential erkauft. Behält man dabei im Auge, dass ein solcher Trade durch die Laufzeit sowieso zeitlich begrenzt ist, lässt sich auch das verschmerzen.
Debit Spreads eignen sich gut für direktionale Trades, also wenn im Basiswert eine Kursbewegung in eine bestimmte Richtung erwartet wird. Von der Konstruktion her wird empfohlen, diese Trades im Umfeld niedriger Volatilität aufzusetzen. Grundsätzlich wäre dazu ein IV-Ranking des Basiswerts von unter 40% heranzuziehen.
Call Debit Spread
Mit einem bullischen Call-Spread sind Gewinne bei steigenden Kursen möglich. Der Kauf einer Call-Option (in der Regel am oder im Geld) wird durch den Verkauf einer Call-Option (folglich am oder aus dem Geld) gegenfinanziert. In jedem Fall befindet sich der Basispreis (Strike) des gekauften Calls unter dem Strike des verkauften Calls.
Der daraus resultierende Kaufpreis der Kombination entspricht auch gleichzeitig dem maximal möglichen Verlust dieser Optionsstrategie. Ein am Verfallstag maximal möglicher Gewinn ergibt sich aus dem Abstand der Strikes abzüglich des Kaufpreises:
- Maximal möglicher Gewinn = Oberer Strike – unterer Strike – Kaufpreis der Kombination
- Maximal möglicher Verlust = Kaufpreis der Kombination
- Breakeven = unterer Strike + Kaufpreis der Kombination
Ein großer Vorteil dieser Strategie im Vergleich zum reinen Kauf eines Calls liegt darin, dass der Nachteil einer gekauften Option (Zeitwertverlust) durch den aus der verkauften Option erhaltenen Zeitwert mindestens kompensiert wird. Wird der Call Debit Spread richtig aufgesetzt, ergibt sich unter dem Strich ein Rabatt auf den inneren Wert der Kaufoption.
Put Debit Spread
Mit einem bärischen Put-Spread sind Gewinne bei fallenden Kursen möglich. Er eignet sich auch als günstiger Hedge, wenn die Preise für einzelne Puts im Verhältnis zu hoch sind. Ähnlich wie beim Call-Debit-Spread wird der Kauf einer Put-Option am oder im Geld durch den Verkauf einer Put-Option am oder aus dem Geld gegenfinanziert.
Bei dieser Optionsstrategie befindet sich der Basispreis (Strike) des gekauften Puts über dem Strike des verkauften. Der Kaufpreis der Kombination entspricht auch hier dem maximal möglichen Verlust dieser Optionsstrategie. Ein maximal möglicher Gewinn ergibt sich aus dem Abstand der Strikes abzüglich des Kaufpreises.
- Maximal möglicher Gewinn = Oberer Strike – unterer Strike – Kaufpreis der Kombination
- Maximal möglicher Verlust = Kaufpreis der Kombination
- Breakeven = oberer Strike – Kaufpreis der Kombination
Auch bei der Kombination von Puts zu einem Debit-Spread gilt es, die Strikes zu einem guten Kompromiss auszubalancieren. Die Idee hinter der Kursbewegung im Basiswert sollte durch die Optionsstrategie abgebildet werden, damit sich ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis ergibt.
Credit Spreads
Das Ziel von Credit Spreads ist eine Prämieneinnahme durch den Zeitwertverfall der Optionen. Dazu muss sich der Basiswert nicht zwingend in die veranschlagte Richtung bewegen. Auch ein moderat gegenteiliger Kursverlauf kann bei dieser Optionsstrategie zu einem Gewinn führen.
Um einen Credit-Spread zu eröffnen, wird eine Option mit hoher Prämie verkauft und eine weitere mit niedrigerer Prämie gekauft. Aus der Differenz ergibt sich die Höhe der Einnahme (Zeitwertgewinn).
Credit Spreads eignen sich gut für Trades mit flachen, aber auch direktionalen Kursverläufen des Basiswerts. Von der Konstruktion her wird empfohlen, diese Trades im Umfeld hoher Volatilität aufzusetzen. Ideal wäre dabei ein IV-Ranking über 40%.
Bear Call Spread (Call Credit Spread)
Ein bärischer Call-Spread gewinnt bei fallenden Kursen. Da bei Aktienoptionen die Puts in der Regel etwas höher bepreist werden (Skew), sind zufriedenstellende Prämien für Calls mit etwas Detektivarbeit verbunden. Wenn im Gesamtmarkt die Bären das Ruder übernommen haben, ist das Absicherungsbedürfnis höher. Damit werden auch die Preise der Call-Optionen teurer, und es lassen sich gute Spreads bilden.
Der Verkauf einer Call-Option (in der Regel am oder aus dem Geld) birgt das Risiko des theoretisch unbegrenzten Verlusts, falls der Aktienkurs stark ansteigt. Zur Risikominimierung wird daher eine Call-Option zu einem niedrigeren Preis gekauft. In jedem Fall befindet sich der Basispreis (Strike) des gekauften Calls über dem Strike des verkauften Calls. Die daraus resultierende Prämieneinnahme entspricht auch gleichzeitig dem maximal möglichen Gewinn dieser Optionsstrategie.
Ein am Verfallstag maximal möglicher Verlust ergibt sich aus dem Abstand der Strikes abzüglich der eingenommenen Prämie:
- Maximal möglicher Gewinn = Prämieneinnahme (Credit) aus der Kombination
- Maximal möglicher Verlust = oberer Strike – unterer Strike – Prämieneinnahme
- Breakeven = unterer Strike + Prämieneinnahme der Kombination
Der Put Debit Spread (weiter oben) zeigt im Vergleich prinzipiell ein ähnliches Diagramm. Einen Vorteil bietet dagegen der Bear Call Spread mit der Möglichkeit, die Strikes weiter aus dem Geld platzieren zu können. Damit kann der Trade auch ohne folgende Kursbewegung gewinnen. Weiterhin bietet diese Optionsstrategie sogar einen Puffer gegenüber einer ungünstigen Preisentwicklung im Basiswert.
Bull Put Spread (Put Credit Spread)
Ein bullischer Put-Spread gewinnt bei steigenden Kursen. Da bei Aktienoptionen die Puts in der Regel etwas höher bepreist werden (Skew), ist dies unter den vertikalen Spreads die am häufigsten gehandelte Strategie.
Der Verkauf einer Put-Option (in der Regel am oder aus dem Geld) birgt das Risiko eines hohen Verlusts, falls der Aktienkurs stark fällt. Zur Risikominimierung wird daher eine Put-Option zu einem niedrigeren Preis gekauft. In jedem Fall befindet sich der Basispreis (Strike) des gekauften Puts unter dem Strike des verkauften Puts. Die daraus resultierende Prämieneinnahme entspricht auch gleichzeitig dem maximal möglichen Gewinn dieser Optionsstrategie.
Ein am Verfallstag maximal möglicher Verlust ergibt sich aus dem Abstand der Strikes abzüglich der eingenommenen Prämie:
- Maximal möglicher Gewinn = Prämieneinnahme (Credit) aus der Kombination
- Maximal möglicher Verlust = oberer Strike – unterer Strike – Prämieneinnahme
- Breakeven = unterer Strike + Prämieneinnahme der Kombination
Der Call Debit Spread (weiter oben) zeigt im direkten Vergleich ein ähnliches Diagramm. Der Vorteil für den Bull Put Spread liegt darin, beide Strikes weiter aus dem Geld platzieren zu können. Dadurch kann der Trade auch ohne direktionale Bewegung des Basiswerts einen Profit generieren. Ebenso bietet diese Optionsstrategie einen Puffer gegenüber einer ungünstigen Kursentwicklung im Underlying.
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Video: Das Delta bei Optionen im Vergleich mit Aktienpositionen
Weiterlesen – Die Artikelreihe „Optionen handeln“
Folgende Teile dieser Serie sind bereits erschienen:
- #01 – Optionen handeln – Der erfolgreiche Einstieg
- #02 – Der Long Call
- #03 – Der Long Put
- #04 – Der Short Call
- #05 – Der Short Put
- #06 – Die Standardabweichung
- #07 – Implizite Volatilität und das IVR
- #08 – Optionsuniversum – Vorstellung der GuV Software
- #09 – Jens Rabe – Portrait des Optionshändlers
- #10 – Tastyworks – Der US-Broker für Optionen, Aktien, Futures
- #11 – Optionsstrategien (dieser Artikel)
- #12 – Trader Workstation (TWS) – Optionen handeln
Sie sind gerne eingeladen, mir im weiteren Verlauf zu folgen. Ich freue mich darauf, das Thema mit Ihren Fragen, Anregungen und konstruktiver Kritik dynamisch gestalten zu können.
Häufige Fragen zu Optionsstrategien
Was sind Optionsstrategien?
Optionsstrategien sind Handelspläne, die Optionen nutzen, um spezifische Ziele wie Gewinnmaximierung, Risikominderung oder Kostenreduzierung zu erreichen. Sie können einfach oder komplex sein und verschiedene Marktszenarien abdecken.
Welche Optionsstrategien gibt es?
Neben den im Artikel vorgestellten Spreads
Call Debit Spread
Put Debit Spread
Bear Call Spread (Call Credit Spread)
Bull Put Spread (Put Credit Spread)
gibt es noch zahlreiche weitere, die geläufigsten sind:
Butterfly
Straddle
Strangle
Iron Condor
und eine Reihe von komplexeren Strategien, die unterschiedliche Ansätze verfolgen. Grundsätzlich lässt sich mit Optionen nahezu jede Marktmeinung umsetzen.
Wie funktioniert eine Option?
Eine Option beinhaltet das Recht, eine festgelegte Menge des Basiswerts (das können Aktien, Futures, ETFs, Rohstoffe, Währungen, etc. sein) zum in der Option vereinbarten Preis (Strike bzw. Basispreis) zu kaufen (Call) oder zu verkaufen (Put). Weiterhin bestimmt der Verfallstag den Zeitraum, in dem das möglich ist beziehungsweise den Termin, an dem die Ausübung stattfindet.
Wie sicher sind Optionen?
Wie auch für den Handel mit Aktien werden für den Optionshandel gewisse Grundkenntnisse benötigt. Richtig angewendet, lassen sich mit Optionen im Vergleich zum direkten Investment in eine Aktie sowohl der Kapitaleinsatz als auch das Risiko deutlich verringern. Die Hebelwirkung kann mit Optionen zum Vorteil für den Anleger eingesetzt werden.
Was ist ein Covered Call?
Ein Covered Call ist eine Strategie, bei der ein Händler eine Call-Option verkauft und gleichzeitig den zugrunde liegenden Vermögenswert hält. Es wird oft verwendet, um zusätzliches Einkommen zu generieren.
Was ist ein Iron Condor?
Ein Iron Condor ist eine komplexe Strategie, die aus dem Verkauf und Kauf von vier verschiedenen Optionen besteht. Sie wird verwendet, um von geringer Volatilität zu profitieren.