Market Structure Shift im Trading verstehen – Definition (2025)

Karsten Kagels

Aktualisiert:

05/06/2025

Lesezeit:

11

Min

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  • Definition: Ein Market Structure Shift (MSS) ist ein struktureller Bruch der bisherigen Trendrichtung.
  • Signalwirkung: Der MSS ist kein bloßer Rücksetzer, sondern die Bestätigung eines Richtungswechsels – ausgelöst durch institutionelle Aktivität, meist nach einem Liquidity Sweep.
  • Charakter: Deutlich, impulsiv, oft begleitet von Fair Value Gaps oder Reaktionen an Orderblocks.
  • Vorteil für Trader: Wer den MSS erkennt, kann am Wendepunkt des Marktes handeln – mit minimalem Risiko und maximaler Klarheit, bevor die Masse reagiert.
  • Tipp: Ein MSS ohne Kontext ist riskant. Erst durch das Zusammenspiel mit anderen Smart-Money-Konzepten entsteht ein robustes Setup.

Einleitung

Viele Trader verlassen sich auf Signale und Indikatoren, die aus der Vergangenheit berechnet werden – MACD, gleitende Durchschnitte, RSI. Doch wer den Markt wirklich verstehen will, muss tiefer blicken. Nicht in die Indikatoren – sondern in die Struktur. Denn dort, in der Abfolge von Kerzen, Hochs und Tiefs, zeigt sich der wahre Charakter des Marktes.

Marktstruktur ist kein Konzept – sie ist das Fundament. Auf ihr basieren alle Bewegungen: Impulse, Korrekturen, Ausbrüche und Wendepunkte. Wer erkennt, wie diese Struktur aufgebaut, verteidigt und schließlich gebrochen wird, versteht, wo das Smart Money eingreift – und warum.

Genau hier setzt der Market Structure Shift (MSS) an. Er ist der Punkt, an dem sich das Kräfteverhältnis im Markt sichtbar und spürbar verschiebt. Kein Zufall, kein Rauschen – sondern ein bewusst gesteuerter Richtungswechsel, meist ausgelöst durch institutionelle Akteure, die ihre Positionierung verändern. Ein MSS ist deshalb viel mehr als nur ein Bruch im Chart – er ist das erste greifbare Signal für einen echten Trendwechsel.

Für Trader, die nicht länger der Masse folgen, sondern verstehen wollen, wo Trends entstehen und kippen, ist der MSS ein Schlüssel. Denn wer erkennt, wann sich das Spiel wirklich dreht, kann sich rechtzeitig auf die richtige Seite stellen – und ist der Mehrheit immer einen Schritt voraus.

Was ist ein Market Structure Shift?

Ein Market Structure Shift (MSS) ist der entscheidende Wendepunkt im Markt, an dem ein bestehender Trend nicht einfach nur ins Stocken gerät – sondern strukturell gebrochen und in die Gegenrichtung gelenkt wird.

Im Gegensatz zu einer bloßen Korrektur oder einem kurzfristigen Pullback steht hinter einem MSS ein bewusster Richtungswechsel zwischen Käufern und Verkäufern. Und dieser Wechsel ist sichtbar: nicht durch Indikatoren, sondern durch das Verhalten des Preises selbst.

In einem Aufwärtstrend bilden sich höhere Hochs und höhere Tiefs. Das ist der Beweis, dass die Käufer die Kontrolle haben. Ein MSS tritt dann auf, wenn der Markt ein signifikantes höheres Tief nach unten durchbricht – entschlossen, mit Klarheit und einem sichtbaren Impuls (Displacement). Dieses Tief war bis dahin die Verteidigungslinie der Bullen – wenn sie fällt, ist das kein Unfall, sondern ein offenes Signal institutioneller Aktivität: Große Marktteilnehmer steigen aus – oder drehen um.

Im Abwärtstrend verhält es sich spiegelbildlich: Der Kurs formt tiefere Tiefs und tiefere Hochs. Wird nun ein markantes tieferes Hoch nach oben hin durchbrochen – und das mit Momentum –, dann ist das ein deutliches Zeichen: Die Verkäufer verlieren an Kontrolle, der Markt kippt.

Ein echter MSS hat drei zentrale Merkmale:

  1. Er bricht die bestehende Struktur.
  2. Er geschieht mit klarer Preisdynamik (Displacement).
  3. Er kündigt den möglichen Beginn eines neuen Trends an.

Besonders im Kontext der Smart Money Concepts ist der MSS oft das erste sichtbare Ergebnis vorheriger Vorbereitung: Nach einem Liquidity Sweep, nach Akkumulation oder Distribution. Für den aufmerksamen Trader ist der MSS nicht nur ein technisches Signal, sondern eine Botschaft: Das Smart Money hat entschieden. Die Richtung ändert sich.

Und genau in diesem Moment zeigt sich, wer den Markt versteht – und wer ihm nur hinterherläuft.

in tradingview ein market structure shift, dargestellt mit höheren hochs und tieferen tiefs
Ein Market Structure Shift im Chart dargestellt.

Der Unterschied zu BOS und CHoCH

Wenn wir über einen Market Structure Shift (MSS) sprechen, müssen wir ihn sauber von zwei ähnlichen, aber grundlegend anders gemeinten Begriffen abgrenzen: dem Break of Structure (BOS) und dem Change of Character (ChoCH). Alle drei Begriffe stammen aus der Analyse der Marktstruktur – sie beobachten die Abfolge von Hochs und Tiefs im Preisverlauf – doch sie stehen für unterschiedliche Phasen innerhalb eines Marktzyklus.

Der Break of Structure beschreibt einen Bruch innerhalb der bestehenden Trendrichtung. Wenn sich der Markt also in einem Aufwärtstrend befindet und ein neues höheres Hoch bildet, spricht man von einem BOS – ein Zeichen, dass der Trend intakt ist. Der BOS bestätigt das Momentum der bisherigen Bewegung und wird typischerweise prozyklisch gehandelt. Er steht nicht für Veränderung, sondern für Kontinuität.

Der Change of Character hingegen deutet eine Verschiebung im Verhalten des Marktes an. Es ist oft das erste sichtbare Signal dafür, dass etwas kippt – etwa wenn ein tieferes Tief in einem Aufwärtstrend auftaucht oder ein Hoch in einem Abwärtstrend nicht mehr unterschritten wird. Der ChoCH markiert die erste Irritation im Trendfluss. Aber: Er bleibt ein Hinweis, kein Beweis. Viele ChoCHs lösen sich wieder auf, weil ihnen die Bestätigung fehlt.

Und hier setzt der Market Structure Shift an: Der MSS ist das, was dem ChoCH folgt – die strukturelle Bestätigung eines tatsächlichen Trendwechsels. Während der ChoCH Zweifel sät, liefert der MSS die Entscheidung. Der Markt durchbricht ein zentrales Swing-Level gegen die bisherige Trendrichtung – mit Momentum, klarer Preisstruktur und oft begleitet von anderen Smart-Money-Signalen wie Fair Value Gaps oder Orderblocks.

Ein MSS ist damit nicht nur ein Bruch, sondern eine Positionsverschiebung auf institutioneller Ebene. Es ist der Moment, in dem der Markt nicht mehr „vielleicht“ dreht – sondern es tut. Und genau das unterscheidet ihn fundamental von BOS und ChoCH.

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Der YouTuber Trader Je erklärt CHoCH und BOS

Das Smart Money Konzept

Ein Market Structure Shift tritt selten isoliert auf – er ist fast immer Teil eines größeren, strategischen Plans institutioneller Marktteilnehmer. Wer MSS richtig deuten will, muss deshalb auch die anderen Kernelemente der Smart Money Concepts verstehen. Besonders drei Werkzeuge spielen hier eine zentrale Rolle: Liquidity Sweeps, Fair Value Gaps und Orderblocks.

Liquidity Sweeps

Bevor sich der Markt dreht, holt er sich, was er braucht: Liquidität. Und genau hier kommen Liquidity Sweeps ins Spiel. Der Preis bewegt sich bewusst über ein markantes Hoch oder unter ein klares Tief – nicht, um auszubrechen, sondern um dort platzierte Stopps abzugreifen. Für viele Retail-Trader wirkt das wie ein Fehlausbruch. Für das Smart Money ist es der perfekte Ort, um sich in Gegenrichtung zu positionieren. Oft ist dieser gezielte „Ausreißer“ das letzte Aufbäumen des alten Trends – direkt gefolgt vom Market Structure Shift. Wer beides erkennt, hat ein Setup mit maximalem Informationsvorsprung.

Fair Value Gaps (FVG)

Wenn sich der Trend plötzlich umkehrt, passiert das selten “geräuschlos”. Echte MSS entstehen fast immer mit einem Impuls – einer schnellen, entschlossenen Bewegung, die im Chart eine Fair Value Gap hinterlässt: ein Preisbereich, der beim Übergang zwischen zwei Kerzen nicht gehandelt wurde. Diese Gaps sind nicht nur ein Beleg für den strukturellen Bruch, sondern fungieren oft auch als Rücklaufzonen für den Einstieg. Der Preis kommt zurück, um das Ungleichgewicht zu „füllen“, bevor er in der neuen Richtung durchstartet.

Orderblocks

Der vielleicht stabilste Anker für MSS ist der Orderblock – der Bereich, in dem institutionelle Orders ursprünglich platziert wurden. Wenn ein MSS erfolgt, liegt der Ursprung der Bewegung häufig genau dort. Noch entscheidender: Nach dem Bruch kehrt der Markt oft dorthin zurück, testet den Orderblock – und läuft dann sauber in die neue Trendrichtung. Für erfahrene Trader ist das die ideale Eintrittszone: Kontext, Bestätigung und Timing stimmen.

Lesetipp: Was ist Price Action Trading?

MSS im Chart erkennen

Die Theorie ist das eine – doch wie identifiziert man einen MSS live im Chart? Hier ein klarer Fahrplan:

  1. Trend erkennen: Achte auf die Abfolge von Hochs und Tiefs. Gibt es höhere Hochs und Tiefs (bullisch) oder tiefere Hochs und Tiefs (bärisch)?
  2. Kritisches Level definieren: Markiere das letzte bedeutende Swing-Tief (im Aufwärtstrend) oder Swing-Hoch (im Abwärtstrend). Genau hier entscheidet sich, ob der Trend noch lebt – oder stirbt.
  3. Auf Bruch mit Displacement warten: Der Kurs sollte dieses Level nicht nur kurz anreißen, sondern mit Momentum durchbrechen. Eine kräftige Kerze, möglichst mit Fair Value Gap, ist ein typisches Signal.
  4. Bestätigung suchen: Achte auf Folgeelemente wie Strukturwechsel (z. B. neue Tiefs nach einem Hochbruch), Rücklauf in die FVG oder Reaktion am Orderblock. Erst wenn mehrere Puzzleteile zusammenpassen, hast du einen validen MSS – und einen Trade mit echter Substanz.

MSS in verschiedenen Zeiteinheiten

Das Konzept des Market Structure Shift ist fraktal – das bedeutet: Es funktioniert auf jeder Zeitebene, vom 1-Minuten- bis zum Monats-Chart. Entscheidend ist nicht die Größe der Bewegung, sondern die Klarheit der Struktur. Wer den MSS versteht, kann ihn in ganz unterschiedlichen Trading-Strategien gezielt einsetzen.

Im Daytrading zeigen sich MSS besonders oft rund um markante Session-Zeiten – etwa zu Beginn der London- oder US-Handelszeit. Ein typisches Beispiel: Der Markt sweeped das Hoch der asiatischen Range, dreht mit Displacement und bricht dann ein markantes Tief. Genau hier liegt für schnelle Trader der Einstiegspunkt – oft schon im M5 oder M15.

Im Swingtrading wirken MSS auf größeren Zeiteinheiten wie H4 oder Daily als Signal für eine Umkehr nach einem ausgedehnten Trend. Ein Markt, der über Wochen hinweg immer wieder neue Hochs produziert hat, beginnt plötzlich, seine Tiefs zu brechen. Der Bruch eines letzten Higher Lows im Tageschart – mit entsprechender Bestätigung – kann hier der Startschuss für eine mehrtägige Gegenbewegung sein.

Im Positionstrading wird der MSS zu einem strategischen Wendepunkt im großen Bild. Wenn auf Wochen- oder Monatsbasis ein jahrzehntelanges Hoch unterboten wird oder ein Mehrjahrestief durchbrochen wird – und das mit Struktur und Volumen – dann ändert sich mehr als nur der kurzfristige Trend. Es ändert sich die Perspektive auf den gesamten Marktzyklus. Für Langfristtrader kann das der Startpunkt für eine komplette Neuausrichtung der Positionen sein.

Das Risiko eines MSS

So überzeugend ein Market Structure Shift auch wirkt – er ist kein Selbstläufer. Das größte Risiko liegt nicht im Konzept selbst, sondern im Timing und im Kontext. Viele Trader sehen den Bruch eines Swing-Levels und interpretieren ihn vorschnell als MSS, obwohl der Markt lediglich eine tiefe Korrektur vollzieht. Ohne echten Displacement, ohne begleitende Smart-Money-Signale wie eine Fair Value Gap oder einen vorherigen Liquidity Sweep, bleibt das Setup fragil – Geduld ist hier gefragt!

Ein weiteres Risiko: MSS gegen den höheren Zeitrahmen. Ein Bruch auf M15 mag beeindruckend wirken – doch wenn H4 oder Daily weiter im Trend laufen, wird der vermeintliche Shift oft vom übergeordneten Momentum überrollt. Wer isoliert denkt, riskiert Fehlausbrüche und und sollte lieber “tiefhängende Früchte” ernten.

Auch psychologisch ist der MSS trügerisch: Er erzeugt das Gefühl, einen „besonderen Moment“ zu erwischen – was zu übergroßen Positionen, fehlender Geduld beim Rücklauf und impulsiven Einstiegen führt. Doch gerade MSS-Setups entfalten ihre volle Stärke erst mit der Bestätigung, nicht im bloßen Bruch.

Fazit: Ein MSS ist mächtig – aber nur im richtigen Rahmen. Wer blind in jeden Strukturbruch springt, handelt nicht wie Smart Money – sondern wie seine Beute.

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Fazit

Der Market Structure Shift ist kein heiliger Gral – aber ein hervorragendes Werkzeug im Zusammenspiel mit anderen Smart Money Tools. Er trennt Meinungen von Fakten. Während viele Trader raten, wo der Markt hinläuft, zeigt der MSS, wo sich die Kraftverhältnisse sichtbar verschieben. Wer dieses Signal im Zusammenspiel mit Liquidity Sweeps, Fair Value Gaps und Orderblocks deuten kann, tradet nicht mehr mit Gefühl – sondern mit System.

Das Entscheidende ist: MSS zeigt nicht nur, dass sich etwas ändert – sondern wo, wann und wie. Wer geduldig auf dieses Signal wartet, es im richtigen Kontext erkennt und diszipliniert umsetzt, positioniert sich nicht gegen den Markt, sondern an der Seite derer, die ihn bewegen.

Und genau das ist der Unterschied zwischen Mitläufer – und Smart Money Trader.

Häufige Fragen zu MSS

Wie erkenne ich, ob es sich um einen echten MSS handelt?

Ein echter MSS erfordert Displacement, also eine klare, impulsive Bewegung durch ein zentrales Swing-Level. Dochte oder wackelige Ausbrüche ohne Folgebewegung sind typische Fehlsignale. Bestätigungen wie FVGs, Orderblocks oder strukturelle Folge-Tiefs/-Hochs sind entscheidend.

Muss immer ein Liquidity Sweep vor einem MSS stattfinden?

Nein – aber sehr oft. Liquidity Sweeps schaffen die Voraussetzung für einen strukturellen Bruch, weil sie das notwendige Volumen liefern. Ein MSS ohne vorherige Liquiditätsbewegung ist möglich, aber weniger aussagekräftig.

Auf welcher Zeiteinheit funktioniert MSS am besten?

Das Konzept ist fraktal – es funktioniert von M1 bis Monatschart. Entscheidend ist, dass du die Zeitebene passend zu deinem Tradingstil wählst. Intraday-Trader nutzen M5–M15, Swingtrader H4–D1, Positionshändler Wochen- bis Monatscharts.

Wie kombiniere ich MSS mit anderen SM-Konzepten?

Idealerweise beobachtest du zuerst einen Liquidity Sweep, dann einen MSS mit Displacement, und anschließend einen Pullback in eine Fair Value Gap oder einen Orderblock. Dieses Zusammenspiel ergibt ein robustes, mehrfach bestätigtes Setup.

Was ist der größte Fehler beim Handeln von MSS?

Zu früh einsteigen – ohne Bestätigung, ohne Kontext. Viele handeln impulsiv beim ersten Strukturbruch. Doch wer MSS im Zusammenspiel mit anderen Konzepten liest, wartet lieber einmal zu viel als einmal zu wenig.

Karsten Kagels

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