Markt: leichtes Rohöl Future Endlos Kontrakt (NYMEX)
Zeitpunkt der Analyse: 05.10.2025
Letzter Kurs: 60,88 USD/Barrel
Chartanalyse der WTI Monatskerzen
Der abgebildete Chart zeigt die langfristige Kursentwicklung des Rohöl-Futures von 2011 bis heute, bei Kursen von 60,88 USD/Barrel. Ein Notierungsstab bildet das Kursverhalten des Rohöl-Futures für jeden Monat ab.
Langfristiger Abwärtstrend intakt
Aus der langfristigen Perspektive hat der WTI Future im April die seit September 2022 bestehende eingezeichnete Seitwärtsbewegung mit den starken Unterstützungen zwischen 65 und 70 dynamisch nach unten aufgelöst
Im Zuge dieses Verkaufssignals sind die Kurse des schwarzen Goldes am 09. April auf den tiefsten Stand seit März 2021 auf 56,06 gefallen. Nach Erreichen dieses aktuellen Jahrestiefs hat der WTI Future einen perfekten Rücksetzer an die seit September 2023 bestehende, eingezeichnete Abwärtstrendlinie vollzogen.
Das Erholungshoch dieser Aufwärtsbewegung wurde am 23. Juni bei 74,48 erreicht. Ausgehend von diesem Pivotpunkt drehten die Kurse erneut in Richtung des übergeordneten Abwärtstrends. Mehrere Monatstiefs wurden unterschritten. Doch eine erwartbare Beschleunigung der Abwärtsbewegung blieb bis dato aus.
Ruhe vor dem Sturm?
Innerhalb der langfristig eher negativen Ausgangslage ist ein starker Rückgang der Schwankungsbreite im letzten Quartal und im Besonderen im letzten Monat zu beobachten: Mit knapp über 9 US$ weist der WTI Future im abgelaufenen dritten Quartal mindestens die niedrigste Volatilität der letzten 11 Quartale auf. Dabei wurde weder das Vorquartalshoch über- noch das Vorquartalstief unterschritten. Charttechnisch spricht man von einem sogenannten Innenstab. Typischerweise deuten derartige Notierungsstäbe auf eine unentschlossene Haltung der Marktteilnehmer hin. Nicht selten befinden sich die Kurse auf untergeordneten Zeitebenen in einer Konsolidierung.
Mit einer Schwankungsbreite von knapp unter 5 US$ im Monat September ist sogar mindestens die niedrigste „Vola“ der letzten 21 Monate zu beobachten.
Insgesamt ist das besondere an der Volatilität, dass sie noch zyklischer verläuft als die Kursbewegung selber. Im Regelfall folgt die „Vola“ ihrer eingeschlagenen Richtung weiter, bis sie einen kritischen Wert erreicht. Dann kommt es zu einer Umkehr und somit zu einer starken Zunahme („Explosion“). In einer Vielzahl der Fälle werden die Kurse dieser Explosion folgen und in die gleiche Richtung des Ausbruchs tendieren.
Die Kombination aus 11er-Innenstab (Quartal) und 21er-Volabar (Monat)“ und einem Umsatzrückgang konnten in der Historie zuverlässige Hinweise geben, dass es in naher Zukunft zu einer Umkehr der Volatilität und somit zu starken Kursbewegungen gekommen ist.
Monats- und Quartalstief unterschritten
In der abgelaufenen Börsenwoche hat der WTI Future gleich zu Beginn des Oktobers den 11er-Innenstab auf Quartalschart und gleichzeitig den 21er „Volabar“ auf Monatschart unterschritten. Damit wurden erneut Verkaufssignale in Trendrichtung generiert.
Noch hat sich die sinkende Schwankungsbreite jedoch nicht wieder normalisiert. Auch wenn solche Phasen längere Zeit anhalten können, so sind sie häufig Vorboten starker Kursbewegungen in Richtung des Kursausbruchs.
Mittelfristige Konsolidierung unterschritten
Aus der Perspektive des mittelfristigen Wochencharts wurde in den letzten Tagen die Konsolidierung mit den Widerständen um 66,50 und den Unterstützungen um 61,45 der letzten acht Wochen nach unten aufgelöst und mit einem Wochenschlusskurs unter dem Bereich erhöhter Aufnahmebereitschaft bestätigt. Somit verschlechtert sich die Ausgangsposition für die Bullen nochmals.
Kurse über 66 würden das mittelfristig negative Chartbild wieder verbessern.
WTI Future mit saisonalem Marktwendepunkt Mitte Oktober
Aufgrund historischer Erfahrungswerte lassen sich für Aktien, Indizes und Rohstoffe statistische Durchschnittswerte berechnen.
Im langfristigen saisonalen Vergleich gehört der Zeitraum von Mitte Oktober bis Anfang/Mitte Dezember statistisch gesehen zu den eher schlechten Performern. In den vergangenen 20 Jahren sind bei der Kursentwicklung des Rohöls in diesem Zeitraum überwiegend Kursverluste zu beobachten. Selbst in „guten“ Zeiten war der Zuwachs weit geringer, als das Minus in „schlechten“ Jahren.
Fazit:
Aus der Perspektive des langfristigen Monatscharts hat sich das Chartbild aufgrund des erneuten Unterschreitens der seit 2022 bestehenden Seitwärtsbewegung wieder verschlechtert. Aufgrund der angegebenen Verkaufssignale ist ein weiteres Abrutschen in Richtung der Unterstützung um 60 und danach um das mehrjährige Tief bei 56 anzunehmen.
Kurse über 66,50 würden die negative Ausgangslage verbessern, jedoch erst Kurse oberhalb des Juni-Hochs bei 76,07 drehen das Chartbild wieder auf Kauf.
Aus der Sichtweise des mittelfristigen Wochencharts hat sich durch das Unterschreiten der o. a. Konsolidierung der übergeordnete Abwärtstrend wieder durchgesetzt. Bei Kursen unter 60 ist ein weiteres Absinken in Richtung um das mehrjährige Tief bei 56 wahrscheinlich. Kurse über 66 verbessern die mittelfristig negative Ausgangslage.
Für die Ableitung eines denkbaren langfristigen Kursziels nach dem Ausbruch aus der langfristigen Seitwärtsbewegung im April bietet es sich im Normalfall an, den Abstand zwischen dem Tief und dem Hoch der Seitwärtsbewegung von dem Ausbruchsniveau abzuziehen. Speziell auf den WTI Future bezogen dürfte man demnach langfristig mit mindestens fallenden Kursen in Richtung 50 rechnen.