Der FOREX Markt ist 24/6 geöffnet, das heißt durchgehend von Sonntagabend bis Freitagabend. Daher gibt es in dieser Zeit keine Gaps (Kurslücken), wie man es von anderen Märkten kennt, in denen nicht rund um die Uhr gehandelt wird.
Doch trotz alledem hat der Markt von Freitagabend bis Sonntagabend geschlossen, und somit kommt es mit der Eröffnung am Sonntagabend gelegentlich zu Gaps. Auch wenn diese Kurslücken in der Regel nicht so groß ausfallen und die wenigsten Trader sich damit näher befassen, ist es durchaus interessant, in diesem Zusammenhang nach Trading-Gelegenheiten zu suchen.
Es gibt aber eine wissenschaftliche Untersuchung, die sich speziell mit der Analyse von Gaps befasst hat. Die Ergebnisse werden Sie überraschen.
Die wissenschaftliche Untersuchung
Und zwar bin ich auf eine wissenschaftliche Untersuchung gestoßen.
Diese hat sich intensiv mit der Analyse von Gaps befasst. Getestet wurden verschiedene Märkte:
- Rohstoffe (Öl und Gold)
- US Aktienmarkt (Dow Jones Index und die Aktie IBM)
- Russischer Aktienmarkt (MICEX und die Aktie Sberbank)
- FOREX (EUR/USD, GBP/USD und USD/RUB)
Aufgrund der Anwendung verschiedener statistischer Tests konnte bewiesen werden, dass das beobachtete Preisverhalten in einer Vielzahl der Fälle nicht im Widerspruch zur Markteffizienz steht.
Die Hypothese der Markteffizienz (Fama, 1970) besagt, dass Preise vorhandene Informationen bereits vollständig berücksichtigen und sich somit zufällig bewegen.
Daher sollte es nicht möglich sein, systematische Gewinne aufgrund vergangener Verhalten zu erzielen. Doch gab es bereits einige Studien, die dies wiederlegen konnten.
Auch diese Studie zeigt eine weitere Anomalie auf, die die Hypothese der Markteffizienz widerlegt.
In diesem Fall generierte die Handelsstrategie unter Ausnutzung dieser Anomalie hohe Gewinne.
Ursachen von Gaps
Die sechs häufigsten Erklärungen für Gaps sind folgende:
- Unerwartete Events, wie z. B. Earnings oder andere wichtigen Nachrichtenmeldungen
- Drastische Veränderungen der Marktgegebenheiten
- Nachbörsliche Entwicklungen
- Beträchtliche Zeitverzögerungen zwischen dem vorherigen Schlusskurs und dem aktuellen Eröffnungskurs (verursacht durch Wochenenden und Feiertage)
- Technische Gründe, wie bsp. eine signifikante Ausweitung der Geld Brief Spanne (Spread)
- Andere Gründe
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Getestete Hypothesen
Der getestete Zeitraum war von 2000-2015 und betrug somit 16 Jahre. Die folgenden Hypothesen (H) wurden getestet:
H1: Preise tendieren dazu, nach Aufwärtsgaps zu steigen;
H2: Preise tendieren dazu, nach Abwärtsgaps zu fallen;
H3: Preise tendieren dazu, vor Aufwärtsgaps zu steigen;
H4: Preise tendieren dazu, vor Abwärtsgaps zu fallen;
H5: Gaps sind nur von kurze Dauer
H6: Gewinne, die durch Gaps entstehen, unterscheiden sich von normalen Gewinnen
H1 und H2 befassen sich mit dem Preisverhalten nach dem Auftreten von Gaps.
H3 und H4 befassen sich damit, ob die Entstehung von Gaps vorhersehbar ist oder nicht.
H5 überprüft die Aussage, dass alle Gaps geschlossen werden.
H6 befasst sich damit, ob es sich bei Gaps um eine Anomalie handelt, die im Widerspruch zur Markteffizienz steht oder nicht.
Empirische Auswertungen
Da in diesem Artikel der Schwerpunkt auf dem FX-Handel liegt, werde ich erst einmal nur näher auf die empirischen Auswertungen hinsichtlich der getesteten FX-Paare eingehen.
Zudem hat sich auch gezeigt, dass in den anderen Märkten keine ausreichenden Beweise für das Vorliegen einer Anomalie der Gaps existieren, die im Widerspruch zur Markteffizienz stehen.
Doch beim Dow Jones Index kann man zusammenfassend sagen, dass die Wahrscheinlichkeit für einen weiteren Preisanstieg bei einem Aufwärtsgaps bei 80 % lag. Hieraus könnte man eine Strategie ableiten, die eine Long Position nach einem Aufwärtsgap im Dow Jones eröffnet und diese wieder am Tagesende schließt.
Bei der Aktie IBM wäre die beste Strategie gewesen, nach Auf- oder Abwärtsgaps zu shorten und die Position wieder am Tagesende zu schließen.
Bei der Aktie Sberbank hat sich die Preisdynamik nur bei Abwärtsgaps von der normalen Preisdynamik unterschieden. Eine profitable Handelsstrategie für den getesteten Zeitraum wäre die Eröffnung einer Short Position nach einem Abwärtsgap und das Schließen der Position am Tagesende.
Im FX war gut erkennbar, dass sich die Preisdynamik bei Gaps klar von der normalen unterscheidet. Besonders nach Aufwärtsgaps.
Am besten war dieses Verhalten zu erkennen in den Währungspaaren EUR/USD und GBP/USD.
Durch die negative Regression nach einer Gap-Eröffnung in diesen Forexpaaren wurde die folgende Strategie hinsichtlich Ihrer Profitabilität genauer getestet:
Verkauf EUR/USD und GBP/USD nach einer Gap-Eröffnung und das Schließen der Position am Tagesende.
Es wurde somit ein Tradingroboter entwickelt, der verschiedene Gapgrößen handelte.
Die Parameter betrugen 0,05 % – 1 % und die Schritte betrugen 0,05%.
Es stellte sich heraus, dass zwar beim EUR/USD bei einer Gapgröße von 0,05 % der Gesamtgewinn leicht größer war, aber auch der Drawdown fast doppelt so groß war.
Daher wurde beim EUR/USD eine Gapgröße von 0,10 % gewählt. Beim GBP/USD lieferte eine Gapgröße von 0,05 % das beste Gesamtergebnis.
Wie aus der Tabelle ersichtlich, können die Gewinne als stabil erachtet werden.
Die durchschnittliche Trefferquote liegt bei 60% und höher. Im EUR/USD lag die Trefferquote 2006 und 2014 sogar bei 100 %.
Verluste entstanden in nur 3 aus 16 Jahren im EUR/USD, und in nur 2 aus 16 Jahren im GBP/USD.
Die z-Tests zeigen zudem deutlich, dass sich die erzielten Ergebnisse statistisch von den Zufälligen unterscheiden.
Die Hypothese der Markteffizienz wurde somit in beiden Fällen wiederlegt und eine einfache, doch trotzdem profitable Anomalie aufgezeigt.
Fazit
Die Untersuchung zeigt, dass Trading nicht immer kompliziert sein muss. Man muss nur in der Lage sein, Anomalien zu identifizieren, die trotz ihrer „Einfachheit“ funktionieren und Performance generieren.
Zudem sind solche Ansätze auch sehr einfach selber zu programmieren und gerade für den automatisierten Handel nützlich.
Auch ist es ein gutes Beispiel dafür, dass nicht viele Trades pro Jahr notwendig sind, um eine gewisse Performance zu erreichen.
Trotzdem würde ich den Ansatz so nicht für den eigenen Handel übernehmen. Aber man kann diese Anomalie entsprechend als Grundlage nehmen, um daraus ein interessantes System zu erstellen.
Quants und System-Trader machen im Prinzip nichts anderes. Sie suchen nach Systemen, die auf lange Sicht einen statistischen Vorteil bringen und lassen diese vollautomatisiert laufen. Diese sind zwar wesentlich komplexer, aber die Vorgehensweise ist die Gleiche.
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